Der Teufelskreis
Stabile Verhältnisse sind wichtiger als ein stabiler Euro-Kurs - Susanne Stephan, Wirtschaftsredakteurin der AZ, über die Angst um den Euro.
Erholt sich der Euro? Oder wird er gegenüber dem Dollar noch einmal um ein paar Cent billiger? Die Sorgen umdie Gemeinschaftswährung wirken angesichts der Preisspanne, die Ökonomen für realistisch halten, übertrieben: Ein Euro-Kurs zwischen 1,10 und 1,55 Dollar sei für die deutsche Wirtschaft zu verkraften, sagen sie, zumal Firmen, die Arbeitsplätze in Europa schaffen (oder doch lieber woanders), eher auf den langjährigen Schnitt achten als auf kurzfristige Schwankungen.
Wir sollten uns außerdem erinnern: Als der Euro Ende 2006 zum ersten Mal die 1,30-Dollar- Marke übersprang, war die Sorge um Deutschlands Exportwirtschaft groß. Was die Ausfuhren dann aber einbrechen ließ, war die Hypotheken-Krise in den Vereinigten Staaten.
Auch jetzt, nachdem der Euro-Kurs in die entgegengesetzte Richtung läuft, droht die wahre Gefahr nicht von den Devisenmärkten, sondern von der wackeligen Lage der wichtigsten Industrieländer. Die USA haben die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden. Ihre vielfältigen Hilfspakete legen den Regierungen in Europa auf Jahrzehnte hinaus Fesseln an.
Aber Länder, die gezwungen sind, den größten Teil ihrer Steuereinnahmen an ihre Gläubiger auf den Kapitalmärkten weiterzureichen, können keine Daseinsfürsorge für ihre Bürger betreiben, sie können Forschung und Entwicklung nicht vorantreiben, die Infrastruktur pflegen. Das wiederum hemmt die Wirtschaft. Ein Teufelskreis. Halbwegs stabile Verhältnisse sind erscheinen da fast schon utopisch – und wichtiger als ein festbetonierter Euro-Kurs.
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