Der Staat schafft nicht Alles
Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil will private Investitionen fördern
AZ: Welche Rückmeldungen bekommen Sie zurzeit von bayerischen Firmen? Sieht es bei uns genauso schlimm wie auf Bundesebene aus?
MARTIN ZEIL: Bayern bildet natürlich keine völlige Ausnahme. Man muss die Branchen aber differenziert betrachten. Auch wenn zum Beispiel der exportorientierte Mittelstand mit betroffen ist, so dürfen wir uns dennoch nicht in die Krise hineinsteigern.
Was erwarten Sie für den Arbeitsmarkt?
Wir werden leider auch hier negative Einflüsse feststellen, nachdem wir schon einen Rückgang bei den offenen Stellen hatten. Im Sommer und im Herbst werden wir uns mit hoher Wahrscheinlichkeit von den positiven Zahlen des vergangenen Jahres verabschieden müssen.
Welche Regionen sind von dem Rückgang besonders betroffen?
Das kann man noch nicht absehen. Wir haben sicher dort besonders Probleme, wo große Unternehmen sitzen, wo wir einen hohen industriellen Anteil haben und in unseren Ballungsräumen.
Was kann, abgesehen vom zweiten Konjunkturpaket Berlins, auf bayerischer Ebene passieren, um den Abschwung aufzuhalten?
Beim Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert zum Beispiel haben wir es geschafft, mithilfe eines Investors den Standort zu retten. Das zeigt, dass wir mit der regionalen Wirtschaftsförderung große Schwierigkeiten abfedern können. Dazu kommt unser Beschleunigungsprogramm. Überall dort, wo es möglich ist, müssen öffentliche Investitionen in Infrastruktur und Bildung vorgezogen werden. Außerdem werden wir für private Investitionen alle Hemnisse beseitigen, die die Schaffung von Arbeitsplätzen blockieren. Das heißt: schnelle Genehmigungen, schnelle Bewilligungen. Das sind Dinge, die besser greifen als der Wettlauf um staatliche Maßnahmen und Gelder. Wir müssen der Illusion entgegentreten, der Staat allein könne die Krise meistern. Int.: sun
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