Der Rächer der Bebrillten
HAMBURG - Günther Fielmann hat Millionen Deutsche vom Kassengestell erlöst. Am Donnerstag wird der Unternehmer 70 Jahre alt - und so langsam bereitet er das Feld für seinen Nachfolger
Zu seinem Geburtstag hat Günther Fielmann einen besonderen Wunsch: Er würde gerne mal Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Brille richten. Das Modell passe zwar zu Guttenberg. Es sitze aber schief. Daher würde Fielmann am liebsten Hand anlegen.
Dass der Politiker diesen Wunsch erfüllt, ist nicht unwahrscheinlich. Schließlich stammt fast jede zweite Brille auf deutschen Nasen aus dem Hause Fielmann. Und auch wenn der Schleswig-Holsteiner heute stolze 70 wird: Noch immer ist er Vorstandschef seiner Brillenfirma, fährt täglich in die Firmenzentrale in Hamburg-Barmbek.
"Lust an der Pflicht"
„Lust an der Pflicht“ – dieses Motto hat Fielmann vom Vater übernommen. Es treibt ihn bis heute an. Sein Vater war es auch, der ihn als Augenoptiker in die Lehre nahm. Eigentlich wollte Fielmann Fotograph werden. So gründete er 1972 sein erstes Fachgeschäft – und mischte zehn Jahre später die Branche auf. Fielmann schloss einen Vertrag mit der AOK, fortan gab’s für die Versicherten modische Brillen zum Nulltarif. Das war das Ende der Einheits-Kassenbrille. Fielmann, der „Rächer der Bebrillten“, gewann Marktanteil um Marktanteil hinzu. Heute hat seine Firma mehr als 12000 Mitarbeiter und gut 600 Filialen.
Bald, so hofft der Patriarch, werde sein 20-jähriger Sohn den Konzern übernehmen. Er selbst könnte sich dann seinen vier Biobauernhöfen widmen. 2800 Ökoprodukte stellt er dort her – und züchtet eine bedrohte Tierart: das Kärtner Brillenschaf.