Der Preis der Inflation

Die Teuerung wird noch lange hoch bleiben. Das schadet dem Wachstum und den Verbrauchern. Manche Ökonomen befürchten sogar: Das ist erst der Anfang einer großen Inflationskrise. Die Zwichen stehenLangsames Wachstums
von  Abendzeitung
Immer teurer: 2003 gingen die Kosten für den täglichen Einkauf noch zurück. Heuer liegt die Teuerung im Schnitt schon fast bei acht Prozent – und dürfte bald zweistellig werden.
Immer teurer: 2003 gingen die Kosten für den täglichen Einkauf noch zurück. Heuer liegt die Teuerung im Schnitt schon fast bei acht Prozent – und dürfte bald zweistellig werden. © ap

Die Teuerung wird noch lange hoch bleiben. Das schadet dem Wachstum und den Verbrauchern. Manche Ökonomen befürchten sogar: Das ist erst der Anfang einer großen Inflationskrise. Die Zwichen stehenLangsames Wachstums

MÜNCHEN Sie nagt an der Kaufkraft der Verbraucher, frisst die Rendite der Sparer – und sie dämpft die Konjunktur. Die Inflation wird in Deutschland immer mehr zum Problem. Heute veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Teuerungsrate für März. Sie wird bei mehr als drei Prozent liegen – ein Wert, den es seit Jahren nicht gab.

Und Besserung ist nicht in Sicht. Experten glauben, dass die Preise auch künftig stark steigen – zumindest 2008.

Wie geht es weiter mit der Inflation? „Sie wird noch etliche Monate bei über drei Prozent liegen“, sagt Andreas Rees, Chefvolkswirt bei Unicredit. Bei einzelnen Warengruppen gehe es sogar noch weit drüber. Vor allem bei Lebensmitteln: „Da werden wir in den nächsten Monaten zweistellige Teuerungsraten sehen“, so Rees. Mit Entspannung rechnet er erst Ende 2008. Im Schnitt werde die Inflation in diesem Jahr „bei mindestens 2,5 Prozent liegen.“ So hoch war die Preissteigerung seit 1994 nicht mehr.

Äuch Jürgen Pfister, Chefvolkswirt der BayernLB, glaubt: Eine Teuerung von 2,5 Prozent ist das Minimum in diesem Jahr. „Und das auch nur, wenn wir bei Lebensmitteln und beim Öl keine weiteren Preisschübe mehr erleben.“

Gestern erreichte der Ölpreis erneut einen Rekord. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger glaubt dennoch nicht, dass die Inflation weiter anzieht. „Wir haben die Spitze schon gesehen“, sagt er. Er betont aber auch: „In diesem Jahr bleibt der Preisauftrieb hoch.“

Was bedeutet das für die Verbraucher? „Die Teuerung frisst ein großes Loch in ihren Geldbeutel“, meint Volkswirt Rees. Beispiel: Ein Nettolohn von 2000 Euro im Monat ist bei einer Inflation von drei Prozent am Jahresende nur noch 1940 Euro wert. Selbst von den kräftigen Lohnsteigerungen in einigen Branchen bleibt bei hoher Inflation nur wenig übrig. Ein Arbeiter in der Textilindustrie etwa hat dadurch statt einem Plus von 63 Euro im Monat (3,8 Prozent) nur 12 Euro mehr.

Was sind die Folgen für die Wirtschaft? „Die Inflation wird zum Konjunkturproblem“, sagt Wirtschaftsweiser Bofinger. Grund: Weil die Teuerung an den Einkommen nagt, halten sich die Verbraucher immer stärker mit Käufen zurück. „Das ist ein erheblicher Bremsfaktor für das Wachstum“, meint Volkswirt Pfister.

Und mit ein Grund, warum das Wachstum in Deutschland 2008 und 2009 deutlich geringer ausfallen wird als gedacht. Gestern gab es dafür erneut Anzeichen: Der wichtige ZEW-Konjunkturindex brach ein. Manche Ökonomen befürchten sogar: Das ist erst der Anfang einer großen Inflationskrise. Joachim Fels, Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley: „Wir treten in eine Phase langsamen Wachstums ein – und hoher Inflation.“

A. Jalsovec

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