Der Monomane
"Er hat nicht begriffen, was für ein Unternehmen er führt": Matthias Maus, der AZ-Chefreporter, über Bahnchef Hartmut Mehdorn.
Es gibt Manager, die still vor sich hin wirken. Es gibt solche, über deren Gier man sich aufregen muss – und dann gibt es Hartmut Mehdorn. In der Affäre um die „Bedienpauschale“ hat der Bahnchef endgültig bewiesen, dass er als Führer dieses herausragend wichtigen Unternehmens ungeeignet ist. Man muss sich das mal vorstellen:Wer sich erdreistet, vor dem Fahrkartenverkauf mit einem Menschen sprechen zu wollen und nicht mit Maschinen, der sollte bezahlen. Für die Hinfahrt einmal und für die Rückfahrt nochmal. Die Beratung, der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer, einer der normalsten Vorgänge überhaupt, sollte kostenpflichtige Dienstleistung werden. Dass dies eine Perversion ist, ein Skandal und dazu noch höchst unsozial, hat zuletzt sogar die Bundeskanzlerin erkannt.
Nur Herr Mehdorn nicht. Dass dem Manager, der Napoleon als Vorbild nennt, in seinem Unternehmen niemand in den Arm fallen wollte, sagt viel über seinen Führungsstil. Das ist aber nicht das Hauptproblem. Zentral ist, dass Mehdorn nicht begreift, was für ein Unternehmen er da führt. Die Bahn ist eben nicht eine Spedition, die Stückgut von A nach B transportiert. Die Bahn fährt die Oma zum Enkel, sie fährt die Leute durchs Land, bringt Menschen zur Arbeit und Schüler zur Schule.
Sie ist ein Rückgrat einer Gesellschaft, in der alle mobil sein können und müssen. Ein solches Unternehmen, an dessen Funktionieren alle im Land vitales Interesse haben müssen, darf nicht von einem realitätsblinden Monomanen geführt werden.
Der Autor ist Chefreporter der AZ
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