Der grüne Lack ist ab
Kaum stottert der Wirtschaftsmotor, lassen Seehofer und Söder ihre Masken fallen und kratzen den gerade erst eilfertig aufgetragenen grünen Lack an der schwarzen Staatskarosse hektisch wieder ab. Markus Jox über die Abkehr der CSU vom Klimaschutz.
Die CSU wird es nie lernen. Anstatt ihre desaströse Wahlschlappe aufzuarbeiten und seriös um das Vertrauen der Bürger zu werben, frönt die Partei lieber dem hemmungslosen Populismus. Mit ihrem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem sie angesichts der Krise bei den Autobauern fordern, die deutschen Klimaschutzziele aufzuweichen, verspielen Horst Seehofer, Markus Söder und Co. noch den letzten, kargen Rest ihrer politischen Glaubwürdigkeit.
Gewiss: Man kann der Meinung sein, dass Grüne weltfremde Spinner sind und dass die Warnung vor dem Klimawandel nerviger Alarmismus ist. Nur: Dann soll man das bitteschön auch offen sagen. Und nicht, wie Seehofer, das Umweltressort als Lebensministerium besingen. Oder, wie der Lebensminister Söder, stolz wie Oskar in dieWelt posaunen, dass Bayern Spitzenreiter im Klimaschutz sei, den niedrigsten CO2-Ausstoß habe und dass grüne Motoren neue Jobs schafften.
Wie viel solche Schönwetter-Lippenbekenntnisse Wert sind, zeigt sich jetzt: nichts. Kaum stottert der Wirtschaftsmotor, lassen Seehofer und Söder ihre Masken fallen und kratzen den gerade erst eilfertig aufgetragenen grünen Lack an der schwarzen Staatskarosse hektisch wieder ab. Beinahe hätte man der CSU abgenommen, dass sie ernsthaft darum bemüht ist, sich ein ökologisches Profil zuzulegen und den Grünen dasWasser abzugraben. Doch weit gefehlt: die christsoziale Umweltpolitik wird auch weiterhin von karrieristischen PR-Terminen und inhaltsleerem Aktionismus dominiert. Mit nachhaltiger Politik oder Klimaschutz hat das nichts zu tun. Leider.
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