Der große Gehaltsreport: Viel Geld für Götter in Weiß
München - Wie heißt es so schön: Über Geld spricht man nicht, Geld hat man? Schön wäre es. Tatsächlich scheint das eigene Gehalt ein Thema zu sein, das man tunlichst nicht anspricht - weder unter Kollegen noch in der eigenen Familie. Fast jeder Dritte in Deutschland weiß nicht, was der Ehepartner verdient - das ist eine Erkenntnis aus einer Stepstone-Studie.
Gehaltsreport von Stepstone mit mehr als 600.000 Vergütungsdaten
Noch viel mehr Erkenntnisse ergeben sich aus dem Gehaltsreport 2022, den das Stellenportal gemeinsam mit Gehalt.de erstellt hat. Für den gestern veröffentlichten Report wurde einzelne Branchen, Bundesländer, Berufserfahrung, das Geschlecht und die Unternehmensgröße verglichen. Mehr als 600.000 Vergütungsdaten wurden demnach ausgewertet, um die laut eigenen Angaben größte Gehaltsdatenbank Deutschlands zu erhalten.
Die meisten Angaben werden dabei auf das sogenannte Mediangehalt bezogen: Dies ist aussagekräftiger als das Durchschnittsgehalt, so Stepstone. Das Mediangehalt liegt im Gegensatz dazu genau in der Mitte aller Angaben. Die Zahl der Gehälter, die darunter oder darüber liegen, ist genau gleich groß.
Die genannten Summen zeigen das jeweilige Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen, Prämien und Weiterem.
Männer verdienen besser als Frauen
Die erste Erkenntnis ist nicht neu: Männer verdienen besser als Frauen. Ein Bruttojahresgehalt von 47.320 Euro bei den Männern steht ein Wert von 40.533 Euro bei den Frauen gegenüber.
Sehr viel höher sind die Unterschiede bezogen auf die Berufsausbildung: Während Akademiker auf ein Gehalt von 59.696 Euro kommen, müssen sich Nicht-Akademiker mit 40.560 Euro begnügen. Die größte Diskrepanz ergibt sich allerdings beim Vergleich von Menschen mit und ohne Personalverantwortung. Jene, die hier eine Führungsposition einnehmen, gehen mit 86.349 Euro nach Hause. Wer eine solche Verantwortung nicht trägt, erhält mit 43.628 Euro nur die Hälfte.

Süden und Mitte vorn, Osten bleibt zurück
Beim Vergleich der Bundesländer wird klar: Auch 31 Jahre nach der Wiedervereinigung sind Ost und West gehaltsmäßig getrennt. Insgesamt verzeichnet der Report einen prozentualer "Gap" (ausgehend vom Median) zwischen Ost und West von 22 Prozent.
Sämtliche Jahresbruttogehälter unter 40.000 Euro finden sich in den ostdeutschen Bundesländern. Berlin ist eine Insel: Hier werden im Jahr gut 42.000 Euro verdient, während unter den ostdeutschen Flächenländern Thüringen mit gut 36.000 Euro vorn liegt. Bundesweiter Spitzenreiter ist: Nein, nicht Bayern. Sondern Hessen mit fast 48.000 Euro, knapp dahinter Baden-Württemberg.

Für den Freistaat bleibt Rang drei mit fast 47.000 Euro. Als "Top-Stadt" ruft Stepstone Frankfurt am Main aus, wo im Jahr etwa 54.000 Euro verdient werden. Nürnberg übrigens ist die "Durchschnittstadt" - in der Frankenmetropole gibt's im Jahr gut 44.000 Euro.

München bei Landeshauptstädten an der Spitze
Nirgendwo wird mehr verdienst als fast 54.000 Euro. Stuttgart liegt auf Rang zwei. Schlusslicht in dieser Kategorie: Magdeburg.
In Bayern liegen unter den Kreisen und kreisfreien Städten hinter München die Stadt Erlangen und der Kreis Starnberg.
Am wenigsten wird im Freistaat im Kreis Freyung-Grafenau verdient mit knapp 36.000 Euro.
Eine weitere Größe, die Einfluss aufs Gehalt hat, ist die Berufserfahrung. Einfach gesagt: Wer länger dabei ist, verdient auch mehr - im Schnitt 52.000 Euro, wenn man zwischen elf und 25 Jahren tätig war.
Ärzte verdienen am meisten
Dritte Erkenntnis: Ärzte sind die absoluten Topverdiener. Beim Vergleich der Berufsgruppen liegen sie mit einem Wert von gut 78.000 Euro weit vorn. Dahinter folgen das Ingenieurwesen mit gut 59.000 Euro und der Bereich IT mit knapp 57.000 Euro.
Ganz hinten im Ranking finden sich jene Bereiche, die gerade in der Pandemie besonders gefordert waren: Gesundheit, Pflege, Soziale Dienste sowie Einkauf und Logistik mit einem Gehalt von jeweils knapp 38.000 Euro.
Schaut man nur Menschen mit einer akademischen Ausbildung in ihren jeweiligen Berufsgruppen an, verändert sich das Bild kaum: Auch dann liegen Ärzte ganz vorn, gefolgt von Vertrieb und Consulting mit jeweils gut 62.000 Euro.
Wieder sind es die Beschäftigten im Bereich Gesundheit, Pflege, Soziale Dienste, die ganz hinten liegen.

Halbleiter zahlen sich aus
Eine weitere Erkenntnis: Die Auswirkungen der Pandemie spiegeln sich auch in manchen Gehaltsangaben wider. Gebeutelte Branchen zahlen weniger, und dort, wo die Nachfrage hoch, das Angebot aber knapp ist, wird gut verdient.
Unternehmen aus der Halbleiterindustrie etwa liegen beim Vergleich einzelner Branchen mit knapp 63.000 Euro ganz vorne.
Zu den gut bezahlten Branchen gehören außerdem die Biotechnologie mit etwa 61.500 Euro, die Autoindustrie mit knapp 56.000 Euro, Banken mit gut 58.000 Euro, Luftfahrt und Pharmaunternehmen.
Callcenter und Einzelhandelsbetriebe ganz unten
Auch im Großhandel lässt sich vergleichsweise gut verdienen. Ganz anders sieht es dagegen bei den Callcentern aus. Mit einem Bruttojahresgehalt von nicht einmal 29.000 Euro stehen Beschäftigte in diesen Branchen auf dem letzten Platz. Knapp davor und von Corona stark gebeutelt: Hotels und Gaststätten, die den in diesem Bereich arbeitenden Menschen ein Bruttojahresgehalt von 31.000 Euro zahlen.
Zu den schlechter entlohnten Branchen gehören außerdem Einzelhandelsbetriebe aus den Bereichen Technik, Bekleidung und Textil, Lebensmittel, Bau und Einrichtung und weitere.
Es seien weiter stark steigende Löhne und Gehälter in Deutschland möglich, glauben die Verfasser des Reports. Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt könnten dies möglich machen - wenn nicht die Pandemie oder andere Krisen einen Strich durch die Rechnung machen.
Von einer Lohnsteigerung zwischen drei und 4,7 Prozent könne man ausgehen.
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Gestaffelt nach verschiedenen Branchen gibt der Gehaltsreport 2022 die Gehälter an, meist auch für verschiedene Positionen innerhalb der jeweiligen Branche. Wo gibt es wie viel Lohn? Eine Auswahl:
+ Ärzte: Bruttomediengehalt von 78.317 Euro
+ Consulting: Bruttomediengehalt von 56.379 Euro, darunter Senior Consultants mit 72.800 Euro und SAP-Berater mit 64.480 Euro
+ Finanzen, Versicherung, Banking: 45.552 Euro, darunter Bilanzbuchhalter mit 52.312 Euro und Steuerberater mit 72.800 Euro
+ Gesundheit, Pflege, Soziale Dienste: 37.778 Euro, darunter Einrichtungsleiter mit 65.000 Euro und Pharmareferenten mit 67.600 Euro
+ IT: 56.992 Euro, darunter Sofware-Entwickler mit 59.842 Euro
+ Einkauf, Logistik: 37.670 Euro, darunter Speditionskaufleute mit 37.856
+ Ingenieurwesen: 59.280 Euro, darunter auch Vertriebsingenieure mit 70.720 Euro
+ Marketing, PR: 45.760 Euro, darunter auch Social Media Manager mit 39.936 Euro
+ Personalwesen: 47.840 Euro, darunter auch Personalleiter mit 87.360 Euro und Recruiter mit 43.160 Euro sowie Personalsachbearbeiter mit 41.392 Euro und HR-Manager mit 62.012 Euro
+ Handwerk, Technische Berufe: 44.800 Euro, darunter auch Projektmanager mit 62.400 Euro und Servicetechniker mit 46.176 Euro sowie Mechatroniker mit 40.040 Euro und Elektroniker mit 39.936 Euro
+ Vertrieb: 42.847 Euro, darunter auch Key-Account-Manager mit 66.144 Euro und Sales Manager mit 57.200 Euro
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