De-Mail sicher wie E-Mail: Mit Brief und Siegel
MÜNCHEN - Die Post und Internetunternehmen versprechen neue Mail-Angebote, die so sicher sein sollen wie herkömmliche Briefpost. Doch es gibt Kritik: Der Service ist teuer und möglicherweise unsicher
Es könnte so schön sein – zumindest in der Theorie. Ein digitaler Brief, schnell wie eine E-Mail, rechtsverbindlich wie ein Schreiben, das im Briefkasten landet. Mit der Post können ab sofort rechtssichere Briefe per Internet versandt und empfangen werden, Telekom und andere Internet-Anbieter stehen bereits in den Startlöchern. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Service.
Wer bietet den Dienst an? Bislang nur die Post, bei der sich Nutzer aus Sicherheitsgründen mit ihrem Personalausweis bei ihrer Postfiliale registrieren lassen müssen. Die Post bietet auch den sogenannten hybriden E-Postbrief an, bei dem die Sendung für nicht dort registrierte Empfänger in ausgedruckter Form im Briefkasten eingeworfen wird. Telekom und die Internet-Anbieter GMX und Web.de wollen aber nachziehen. Bei ihnen lassen sich die De-Mailadressen bislang nur registrieren. Hintergrund: Die Regierung muss das De-Mail-Gesetz verabschieden. Vor 2011 ist mit einem Start nicht zu rechnen. Nur die Post wollte so lange nicht warten.
Brauche ich eine neue Adresse? Ja. Sie lautet vorname.nachname@anbieter-mail.de, dabei wird der Name des jeweiligen Anbieters eingesetzt. Über diese De-Mail-Adressen sollen künftig rechtsverbindliche, terminrelevante und sensible Dokumente verschickt, empfangen und in einem Dokumentensafe online abgespeichert werden können. Die De-Mail soll weltweit von jedem Computer und auch vom Handy nutzbar sein.
Was kostet der elektronische Brief? Bei der Post 55 Cent – also genausoviel wie ein Standardbrief. Bei GMX und Web.de dürfte es mit etwa 15 Cent deutlich günstiger werden. Die Telekom will den Service zu Beginn sogar kostenlos anbieten.
Gibt es schon Alternativen zur Post? Ja, den Hybrid-Brief, von GMX und Web.de. Er kostet 54 Cent, bei dieser Variante wird wird ein Brief zunächst verschlüsselt per Internet versandt, aber dann von einer zentralen Stelle ausgedruckt, kuvertiert und dem Empfänger auf „normalem“ Postweg zugestellt. Ebenso kann ein Hybrid-Brief umgekehrt zunächst auf dem herkömmlichen Postweg versandt und in ein Online-Dokument umgewandelt werden.
Ist De-Mail sicher? Experten sehen Sicherheitsmängel: Der IT-Experte der Bundesrechtsanwaltskammer, Thomas Lapp, sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Ich habe schwere Bedenken und bin gegen das De-Mail-Gesetz. Die Sicherheitslücken sind nicht zu übersehen.“ Auf den Servern würden die Mails aus technischen Gründen kurz entschlüsselt und sofort wieder verschlüsselt.
Lapp erläuterte, das System funktioniere wie ein Brief, der bis zu zweimal unterwegs geöffnet und in ein neues Kuvert gesteckt werde. „Das Versprechen, so sicher wie ein Brief zu sein, wird damit nicht eingehalten.“cl
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