Davos-Protest im Keim erstickt

In Bern haben mehrere hundert Menschen an einer nicht genehmigten Demonstration gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos teilgenommen. Obwohl die Aktion weitgehend friedlich verlief, griff die Polizei hart durch.
Ein Großaufgebot der Polizei hat am Samstag in Bern eine nicht genehmigte Demonstration gegen das Davoser Weltwirtschaftsforum (WEF) im Keim erstickt und 200 Personen vorübergehend festgenommen. Sachschäden blieben weitgehend aus. Unter den Festgenommenen ist auch der Anführer der Anti-WEF-Gruppierung, Giovanni Schumacher. Das Weltwirtschaftsforum beginnt am Mittwoch.
Hunderte Polizisten aus dem Kanton Bern und der ganzen Nordwestschweiz waren im Einsatz, um jede Protestaktion in der Hauptstadt zu verhindern. Als sich am Nachmittag dennoch Demonstrationszüge in der Innenstadt mit 100 bis 200 Teilnehmern bildeten, kam es zu Zusammenstößen, bei denen die Polizei Tränengas, Wasserwerfer und in einem Fall auch Gummigeschosse einsetzte.
Kein "Schwarzer Block"
Der gefürchtete "Schwarze Block" trat aber nicht in Erscheinung, und auch Sachbeschädigungen blieben weitgehend aus. Die Polizei war auch am späten Abend noch mit einem Großaufgebot präsent. Es blieb aber weitgehend ruhig. Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Polizeidirektor Stephan Hügli führten das Ausblieben von Ausschreitungen auf das Großaufgebot der Polizei zurück und verteidigten den Widerruf der zunächst erteilten Bewilligung für die Kundgebung. Das Grundrecht der Meinungsfreiheit habe wegen der Gefahr von Ausschreitungen eingeschränkt werden müssen, sagte Tschäppät und bedauerte, dass der berechtigte Wunsch nach friedlichem Protest gegen die Globalisierung habe zurückstehen müssen. Bern sei Zielort für gewaltbreite Störenfriede gewesen, ergänzte Hügli. Die Demo-Organisatoren protestierten gegen die Festnahmen und das ihrer Ansicht nach unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei. Das Bündnis habe nie zur Gewalt aufgerufen. Auch hätten die Kundgebungsteilnehmer keine Gewaltbereitschaft an den Tag gelegt.
Friedliche Demonstration in St. Gallen
Friedlich ging am Samstagnachmittag demgegenüber eine Anti-WEF-Demonstration in St. Gallen über die Bühne. Rund 150 Leute zogen mit Transparenten durch die Innenstadt. Redner forderten eine «Globalisierung von unten und nicht von oben, in die alle Bevölkerungsschichten der Welt einbezogen werden». Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos planen Globalisierungsgegner eine weitere Demonstration am nächsten Samstag. Der gewalttätige Protest gegen das WEF ist in den letzten Jahren zurückgegangen.