„Das war wirklich Terror“
MÜNCHEN - Über Ärger mit dem Telefonanbieter kann fast jeder Verbraucher eine Geschichte erzählen. Auch die Münchner Schauspielerin Juliane Köhler. Was sie erlebt hat. Und was Sie bei Ärger mit ihrer Telefonfirma tun sollten.
Juliane Köhler ist derzeit schwer zu erreichen. Das liegt diesmal aber nicht daran, dass mit ihrem Telefonanschluss etwas nicht stimmt. Die Schauspielerin („Aimée und Jaguar“, „Der Untergang“) dreht gerade fürs ZDF, auf einer Alm in der Nähe des Spitzingsees. „Da oben geht nicht mal das Handy“, sagt sie.
Vermutlich ist die Münchnerin darüber auch ganz froh. Denn das Telefonieren hat ihr in den letzten zwei Jahren viel Ärger bereitet. „Seit 2007 plage ich mich mit meinem Telefonanbieter herum“, erzählt Köhler. „Das war zum Teil wirklich Terror.“
Gleich zu Vertragsbeginn waren die Leitungen tot
Im Februar 2007 schloss die Schauspielerin einen Telefon- und Internet-Vertrag beim Anbieter Freenet. „Ich dachte, die sind billiger“, sagt sie. Woran sie nie dachte: dass gleich zu Vertragsbeginn die Leitungen tot sein könnten. Drei Monate lang schlug sich die Schauspielerin schriftlich und in Hotlines mit dem Anbieter herum. „Meine Handy-Rechnung war horrend.“ Zweimal kündigte sie den Vertrag. „Die reagierten darauf aber gar nicht.“
Köhler ist kein Einzelfall. In Internet-Foren beschweren sich etliche Verbraucher, dass die Büdelsdorfer Firma Kündigungen gerne einmal ignoriere. Das Problem kennt auch Markus Saller, Jurist bei der Verbraucherzentrale Bayern. Der Anwalt streitet sich für einen Mandanten ebenfalls seit Monaten mit Freenet. „Die reagieren auf meine Schreiben so gut wie gar nicht.“ Nur Formbriefe kämen zurück. Seine Vermutung: „Man will die Verbraucher wohl dazu bringen, im Vertrag zu bleiben.“
Zum Fall Köhler heißt es bei Freenet: Die Schauspielerin habe ihre Kündigung zurückgezogen, nachdem die Probleme „zu ihrer Zufriedenheit behoben“ waren. Danach hätten Telefon und Internet wieder „uneingeschränkt zur Verfügung“ gestanden.
„Ich habe es irgendwann aufgegeben, mich zu beschweren“
„Ich habe es einfach irgendwann aufgegeben, mich zu beschweren“, sagt die Schauspielerin resigniert. Immer wieder seien die Leitungen tot gewesen, oft am Wochenende. „Meine Freunde haben mich schon ausgelacht, weil man mich so selten anrufen konnte.“ Ab Januar dieses Jahres, berichtet Köhler, ging dann gar nichts mehr.
Möglicherweise, heißt es bei Freenet, habe der Netzbetreiber die Leitung trotz Rücknahme der Kündigung gekappt. Den Vertrag habe man aufgelöst, der Schauspielerin 55,99 Euro gutgeschrieben. Auf einen Restbetrag von 78,87 Euro besteht Freenet aber. „Ein Witz“, sagt Juliane Köhler. „Im Zweifel zahle ich’s eben.“ Aber erst, wenn sie wieder von der Alm zurück ist. Den Anbieter hat sie mittlerweile gewechselt.
A. Jalsovec
Was Sie bei Ärger mit dem Telefonanbieter tun müssen
Probleme mit dem Telefonanbieter sind eines der größten Ärgernisse für Verbraucher. Wichtige Tipps, um Ärger zu vermeiden:
Vertrag checken. Langlaufende Verträge sind mittlerweile gang und gäbe im Festnetzgeschäft. „Vielen Verbrauchern ist aber nicht bewusst, dass sie sich zwei Jahre binden“, sagt Verbraucherschützer Markus Saller. Nachteil: Wer umzieht, muss den Vertrag erfüllen – auch wenn der Anbieter am neuen Wohnort die Leistung gar nicht erbringen kann. Sallers tipp: Nach Verträgen ohne lange Bindung Ausschau halten. „Die gibt es durchaus noch.“
Schriftlich beschweren. Wer Probleme hat, sollte sich am besten schriftlich an den Anbieter werden. „Dann hat man den Vorgang gleich dokumentiert“, so Saller. Anrufe per Handy bei der Hotline bringen meist nichts – und sind teuer. Kosten pro Minute: bis zu 2,99 Euro.
Geld einbehalten. Rührt sich Ihr Anbieter partout nicht auf Beschwerden, sollten Sie die Einzugsermächtigung kündigen und das Geld einbehalten. „Dann muss der Anbieter zumindest reagieren, um das Geld einzufordern“, so Markus Saller.
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