Das nächste Opfer der Krise: Woolworth ist insolvent

Die Billig-Kaufhaus-Kette Woolworth kann nicht mehr zahlen. Jetzt fürchten deutschlandweit rund 11 000 Menschen in 323 Filialen um ihre Arbeitsplätze
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Von außen sieht alles aus wie immer, drinnen fürchten die Angestellten um ihre Arbeitsplätze: Die Woolworth-Filiale auf der Leopoldstraße. Foto: Petra Schramek
az Von außen sieht alles aus wie immer, drinnen fürchten die Angestellten um ihre Arbeitsplätze: Die Woolworth-Filiale auf der Leopoldstraße. Foto: Petra Schramek

Die Billig-Kaufhaus-Kette Woolworth kann nicht mehr zahlen. Jetzt fürchten deutschlandweit rund 11 000 Menschen in 323 Filialen um ihre Arbeitsplätze

MÜNCHEN/FRANKFURT Nach Hertie, SinnLeffers und Wehmeyer nun also auch Woolworth: Das Sterben der deutschen Warenhäuser geht weiter. Gestern hat die Billig-Kaufhaus-Kette Insolvenz angemeldet. Woolworth ist das Geld ausgegangen. Bisher ist aber noch kein Insolvenzverfahren eröffnet worden, darüber will das Amtsgericht Frankfurt später entscheiden.

Das Unternehmen betreibt 323 Filialen in Deutschland mit insgesamt rund 11000 Mitarbeitern. In München hat Woolworth drei Filialen – am Stachus, im OEZ und auf der Leopolstraße. Was jetzt mit den Mitarbeitern passiert, ist völlig unklar. Bei den Beschäftigten geht die Angst um. "Ich weiß nicht, was nach Woolworth kommt", sagt eine Mitarbeiterin, die ungenannt bleiben möchte.

Woolworth Großbritannien ging 2008 Pleite

"Wir möchten in dieser schwierigen Situation alles versuchen, um Arbeitsplätze zu sichern und möglichst viele Standorte zu erhalten", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Ottmar Hermann. Als Gründe für die Insolvenz nannte Hermann das schleppende Weihnachtsgeschäft und den Umsatzrückgang bei Discount-Warenhäusern. Dabei gelten Discounter eigentlich als Gewinner der Krise. Günter Isemeyer von Verdi macht Managementfehler verantwortlich: Woolworth habe sich nicht klar genug auf den Discount-Charakter konzentriert.

Schon seit Tagen gab es Gerüchte über eine Pleite des Unternehmens. Angeheizt wurden sie durch den Weggang des Chefs Stefan Rohrer Ende. Dabei war der 39-jährige ehemalige Lidl-Manager vor nicht einmal vier Wochen zu Woolworth gekommen. Angeblich hatte ihm der britische Finanzinvestor Argyll Partners, dem Woolworth Deutschland gehört, zu optimistische Zahlen zur Umsatzentwicklung vorgelegt. Bereits im November hatte Woolworth in Großbritannien Insolvenz angemeldet, alle 807 Filialen mussten schließen, 27000 Menschen verloren ihre Jobs. Zwar haben Woolworth Deutschland und Großbritannien nichts miteinander zu tun, doch fürchten viele, dass es die deutschen Häuser ähnlich hart treffen könnte.

Schon vergangenes Jahr wurden 1000 Jobs gestrichen

"Durch einen weiteren Verzicht der Mitarbeiter kann das Unternehmen nicht gerettet werden", sagt Isemeyer. "Die Belegschaft wird jetzt schon deutlich unter Tarif bezahlt."

Argyll Partners hatte Woolworth Deutschland Ende 2007 von dem Finanzinvestor Electra Private Equity übernommen und einen harten Sparkurs angesetzt. 1000 Jobs waren gestrichen worden. Außerdem waren rund 110 Filialen an den Finanzinvestor Cerberus verkauft und wieder zurückgemietet worden.

Die Frage ist nun, ob Cerberus sich zum Beispiel auf Verhandlungen über die Höhe der Mieten einlässt. Ein Cerberus-Sprecher sagte gestern Abend zur AZ: "Wir werden den Insolvenzverwalter selbstverständlich unterstützen. Wir werden über Möglichkeiten reden, den Fortbestand der deutschen Woolworth zu sichern und sind bereit, unseren Beitrag zu leisten."

zo

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