Das liebe Geld

Deutschland ist Bargeld-Land, noch immer. Bei neuen Formen des Bezahlens sollten Verbraucher gut abwägen, welcher Trend ihnen wirklich nutzt – und welcher der Wirtschaft  
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"Geld zum Anfassen“ nennt es Bundesbankpräsident Jens Weidmann auf einem eigens eingerichteten Symposium, „ein zutiefst emotionales Produkt“ ist es für Michael Kemmer vom Bundesverband deutscher Banken, der sich an Dagobert Ducks erfrischendes Geldbad erinnert fühlt. Bargeld – die Deutschen sind ihm treu wie kaum eine andere Industrienation. Doch die neuen Zahlweisen drängen nach vorn.
Denn die Versorgung mit Münzen und Scheinen ist für die Geldinstitute teurer als das virtuelle Bezahlen. „Woher kommt die Liebe der Deutschen zum Bargeld?“, fragte sich denn auch gestern Michael Kemmer. 118 Euro trägt der Deutsche im Schnitt in bar mit sich herum, Beträge bis 50 Euro werden fast ausnahmlos in bar gezahlt.
Doch das wandelt sich. Heute werden 40 Prozent aller Einkäufe werden in Plastik bezahlt, das ist das Doppelte des Stands im Jahr 2000 – Tendenz weiter steigend. Auf Auslandsreisen leisten die Karten besonders gute Dienste, werden sie gestohlen, kann man sie unter 0049/ 116 116 sperren lassen. Der Service ist günstig, viele Banken bieten die Karten sogar kostenlos an. Kinder wissen schon gar nicht mehr, dass man Geld früher am Bankschalter geholt hat.
Mit Kreditkarte zahlt es sich auch im Internet leichter. Allerdings birgt jede Transaktion auch die Gefahr des Missbrauchs bis hin zum Datenklau. Und: Wer sofort bezahlt hat, storniert einen Kauf nicht mehr so leicht, auch wenn die Begeisterung über das Produkt während der Lieferfrist bereits nachzulassen beginnt.
Gegen das kriminelle Anzapfen von Kartendaten schützt den Verbraucher der Blick auf die Kontoauszüge. Während den einen die monatliche Kontrolle ihrer Einkäufe aber eine Hilfe ist, schrecken andere vor der langen Liste teils unverständlicher Abbuchungen zurück: „XYZ sagt danke!“ Wer weiß später noch, wer da wofür abgebucht hat?

Bargeld macht weniger leicht verführbar


Kleinere Beträge möglichst oft bar zu bezahlen hat einige Vorteile: Nicht nur wird die Liste der zu prüfenden Kontobewegungen erheblich kürzer – man ist auch nicht so leicht verführbar, Geld rauszuhauen. Auch für große Beträge wird Bargeld noch gebraucht, Beispiel Gebrauchtwagenkauf. Bei „Verkauft wie Probegefahren“ wechseln Auto und Geldscheinbündel sofort den Besitzer – das geht.
Bleibt Deutschland Bargeld-Land, wie Sparkassenchef Georg Fahrenschon beim Bundesbank-Symposium meint? Cash verliert mit jedem neuen Zahlverfahren an Bedeutung (siehe Kasten). Neue Verfahren werden zwar nicht unbedingt für den Käufer erdacht. Aber Kemmer bringt die Nöte seiner Zunft auf den Punkt: „Die tägliche Ver- und Entsorgung des Handels mit Bargeld ist eine enorme logistische Herausforderung und sie ist teuer.“

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