Das Geschäft der Euro-Spekulanten
ATHEN/CHICAGO - Spekulative Anleger setzen weiterhin auf eine mögliche Pleite Griechenlands - trotz der Sparversuche des Landes und trotz eines Hilfsfonds, dass sich die Regierungen Europas ausdenken.
Die Spekulanten lassen nicht locker: Griechenland will zwar kräftig sparen, um aus der Krise zu kommen. Europas Regierungen denken sogar über einen Hilfsfonds nach, der Staaten mit Finanzproblemen aus der Patsche helfen soll. Doch spekulative Anleger sind davon unbeeindruckt – und setzen weiterhin auf eine mögliche Pleite Griechenlands.
Am Montag gingen die Kurse griechischer Anleihen erneut nach unten – Zeichen dafür, dass die Kapitalmärkte noch nicht an die Rettung Griechenlands glauben. Schon seit Jahresanfang spekulieren Hedgefonds darauf, dass das Land in den Bankrott steuert. Das brächte das Euro-System ins Wanken – und die Währung zum Absturz. An der weltweit wichtigsten Terminbörse in Chicago ist die Zahl derer, die Euros verkaufen wollen, daher zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen. Die AZ erklärt, wie Spekulationen auf Griechenlands Staatsbankrott und den Euro-Verfall funktionieren.
Leerverkäufe. Damit wetten Spekulanten direkt auf den Euro-Verfall. Das geht so: Ein Spekulant leiht sich bei der Bank eine große Summe in Euro – zum Beispiel eine Million. Die verkauft er für US-Dollar. Noch im Dezember gab’s dafür 1,5 Millionen Dollar. Da das Geld dem Verkäufer nicht gehört, spricht man von einem Leerverkauf. Heute steht der Eurokurs bei 1,36 US-Dollar. Für seine1,5 Millionen Dollar bekommt der Spekulant also 1,1 Millionen Euro. Er hat 100000 Euro Gewinn gemacht – abzüglich Kreditzinsen. Das Fiese für den Euro: Gehen viele Spekulanten solche Wetten ein, sinkt der Kurs dauerhaft.
Kreditversicherungen. Hier setzen die Spekulanten darauf, dass die Angst vor einer Griechenland-Pleite weiter zunimmt. Sie kaufen daher so genannte Kreditausfallversicherungen (CDS) für griechische Anleihen. Eigentlich sichern sich Anleger damit gegen einen Ausfall der Staatspapiere ab. Je mehr Spekulanten aber solche Versicherungen kaufen, desto höher steigt ihr Preis. Das lässt andere Anleger glauben, dass das Risiko einer Staatspleite zunimmt.
Sie werden unsicher und kaufen ebenfalls Ausfallversicherungen. Erneut steigen die Preise – und damit der Profit der Spekulanten, wenn sie die Versicherungen verkaufen. CDS-Spekulationen haben zuletzt drastisch zugenommen. Die Euro-Staaten wollen künftig dagegen vorgehen. aja
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