Das Desaster beim Casting

Bundestrainer Löw vertraut bei der Bergtour 2008 auf die alten Seilschaften und opfert dafür Talente wie Marin, Helmes und Jones. Ein Kommentar vom AZ-Sportredakteur Jochen Schlosser über die Nominierung des EM-Kaders.
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Bundestrainer Joachim Löw.
GES/Augenklick 2 Bundestrainer Joachim Löw.
Jochen Schlosser
Ronald Zimmermann 2 Jochen Schlosser

Bundestrainer Löw vertraut bei der Bergtour 2008 auf die alten Seilschaften und opfert dafür Talente wie Marin, Helmes und Jones. Ein Kommentar vom AZ-Sportredakteur Jochen Schlosser über die Nominierung des EM-Kaders.

Es ist leicht, für jede Situation im Weltfußball ein passendes Zitat von Franz Beckenbauer zu finden. Schließlich redet der Mann nicht nur gerne, sondern er war wohl auch Deutschlands bester Fußballspieler überhaupt. Er wurde Weltmeister als Spieler und als Trainer. Und in zweiter Funktion hat er 1990 etwas grundlegend falsch gemacht. Die Entscheidung, vor der WM mehr Spieler mit ins Trainingslager zu nehmen und den endgültigen Kader erst danach zu benennen, bezeichnete Beckenbauer als „meinen größten Fehler als DFB-Teamchef“.

Warum der aktuelle Bundestrainer nun denselben Fehler gemacht hat, wird sein Geheimnis bleiben. Wollte Joachim Löw mit dem von ihm selbst so bezeichneten „Casting“ Stärke beweisen? Wollte er sich so von den großen Vorgängern wie Beckenbauer oder Klinsmann emanzipieren? Wenn nicht, was wollte er dann? Das Casting geriet zum Desaster – mit drei abservierten Opfern und einem wenig überraschenden EM-Kader.

Das Team, das beim Auftakt gegen Polen auf dem Platz stehen wird, dürfte sich nur in Nuancen von Klinsmanns WM-Elf 2006 unterscheiden. Neu sind potenzielle Reservisten wie Trochowski oder Rolfes sowie die zwei Ersatztorhüter Enke und Adler. Mut hat Löw nicht bewiesen. Und mit einem 19-jährigen Talent wie Gladbachs Marko Marin „Himmel und Hölle“ zu spielen, zeugt von wenig pädagogischem Feingefühl. Die EM-Vorfreude kann dies nicht trüben. So strebt halt bei der „Bergtour 2008“ die alte Seilschaft zum Gipfel. Vielleicht klappt’s ja diesmal.

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