Daimler sucht Testgelände für Zukunftswagen
Daimler braucht dringend einen Platz für Tests von alternativen Antrieben. Derzeit stehen zwei Gemeinden zur Auswahl - doch die wollen nicht so recht.
Stuttgart - Etwa 10.000 Daimler-Ingenieure tüfteln im Technologiezentrum in Sindelfingen an neuen Modellen und Antrieben. Jedoch fehlt der Platz, um diese optimal testen zu können. Deshalb sucht der Autokonzern seit rund einem Jahr nach einem Standort für ein Prüfzentrum in Süddeutschland.
Die Suche soll noch Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Derzeit seien mit Sulz am Neckar (Landkreis Rottweil) und Nellingen/Merklingen (Alb-Donau-Kreis) zwei Orte im Rennen, sagte ein Daimler-Sprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur dapd. Daimler will in dem neuen Zentrum mit angeschlossener Teststrecke vor allem alternative Antriebe wie die Brennstoffzelle testen. „Durch die ganzen technologischen Änderungen haben wir einen hohen Prüfbedarf“, sagte der Sprecher.
Das Prüfzentrum soll unter anderem einen dreispurigen Ovalrundkurs mit vier Kilometern Länge, eine zwei Kilometer lange Messgerade und eine simulierte Stadt umfassen. Dadurch sollen die Fahrzeuge nach Konzernangaben unter Bedingungen getestet werden, die dem alltäglichen Verkehr sehr nahe kommen. Insgesamt hat Daimler einen Flächenbedarf von 150 bis 300 Hektar veranschlagt.
Das Unternehmen werde so 300 Arbeitsplätze schaffen. Über die Höhe der Investitionen macht Daimler keine Angaben.
Bürger haben Bedenken wegen Lärm und Abgasen
Knackpunkte sind nach Angaben des Sprechers noch Widerstände von Bürgern wegen Lärm- und Abgasemissionen. „Wir werden alles daran setzen, die Lärmemissionen so gering wie möglich zu halten“, sagte der Daimler-Sprecher. Er verwies darauf, dass ein oder zwei Dutzend Fahrzeuge an einem Arbeitstag fahren würden. „Das sind nicht Hunderte von Fahrzeugen wie bei einer Autobahn“.
Das Prüfzentrum solle auch so weit wie möglich von einer Ortschaft weg gebaut werden. In puncto Abgase verwies er darauf, dass vor allem alternative Antriebe getestet werden sollen, die ohnehin wenige oder gar keine Emissionen verursachen. Daimler habe auch nach Konversionsflächen von alten Militärgeländen geschaut, sagte der Sprecher. Allerdings hätten verschiedene Gründe dagegen gesprochen. Teilweise seien die Flächen noch vermint gewesen.
Der Autokonzern muss noch ein weiteres Problem lösen: An beiden Standorten müssen Grundstücke von Privatpersonen erworben werden. „Das ist einer der Schlüsselfaktoren“, sagte der Sprecher. Der Bürgermeister von Nellingen, Franko Kopp, sagte, in seiner Gemeinde sei die Tendenz, Grundstücke abzugeben, relativ gut.
Kopp sieht in der Ansiedlung des Prüfzentrums Chancen für die Gemeinde. Nur etwa 45 Hektar der geplanten 189 Hektar würden versiegelt. „Der Rest könnte für alternative Energien eine Rolle spielen“, sagte Kopp. Ihm schwebt beispielsweise eine Biogas- oder Windkraftanlage vor.
Der Gemeinderat hatte am Montag grünes Licht für Verhandlungen mit Daimler gegeben. Allerdings stellten die Gemeindevertreter auch einen 35 Punkte umfassenden Forderungskatalog an den Konzern auf. Unter anderem soll Daimler dafür sorgen, dass rund um das Prüfzentrum ein Gewerbegebiet entsteht. Zudem soll das Unternehmen alle planungsrechtlichen Leistungen bezahlen und sich schriftlich zu den 300 Arbeitsplätzen verpflichten.
Der Daimler-Sprecher sagte, das Unternehmen wolle die Punkte im einzelnen anschauen. „Grundsätzlich sind wir bereit, auf die Anliegen der Standorte einzugehen“, sagte er.