China öffnet seine Währung für den Westen

China lockert die Zügel in seiner Devisenpolitik. Das bringt auch den deutschen Firmen was, denn Billig-Importe aus dem Land dürften nicht auf Dauer billig bleiben.
von  Abendzeitung
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PEKING - China lockert die Zügel in seiner Devisenpolitik. Das bringt auch den deutschen Firmen was, denn Billig-Importe aus dem Land dürften nicht auf Dauer billig bleiben.

Sie war vielen deutschen Firmen schon lange ein Dorn im Auge: Die Koppelung der chinesischen Währung Yuan an den Dollar. Peking zurrte den Wechselkurs seit 1994 mit Unterbrechungen fest. Produkte aus der Volksrepublik waren deswegen unschlagbar billig und machten westlichen Anbietern das Leben schwer. Jetzt lockert China die Zügel.

Was bedeutet das für Firmen in Europa und den USA? Sie können darauf hoffen, dass Produkte aus China, die in Yuan bezahlt werden, teurer werden. US-Präsident Barack Obama begrüßte deswegen die Entscheidung der chinesischen Zentralbank als „konstruktiven Schritt“.

Allerdings wird Peking eine abrupte Aufwertung des Yuan nicht zulassen. Auch künftig soll die Währung nur innerhalb einer festgelegten Spanne von 0,5 Prozent am Tag schwanken. Außerdem sind die Preisunterschiede zwischen chinesischen und westlichen Waren oft noch so groß, dass selbst wechselkursbedingte Schwankungen chinesische Anbieter nicht aus dem Rennen werfen dürften.

Für manche Firmen aus den Industriestaaten könnte eine Aufwertung des Yuan sogar schmerzhaft werden – sofern sie chinesische Billig-Anbieter als verlängerte Werkbank für ihre Produktion nutzen.

Warum lockert China seine Devisenpolitik? Der internationale Druck auf Peking war vor dem Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen (G20) in Kanada groß. China fürchtete ein Tribunal über seine Währungspolitik. Jetzt können seine Repräsentanten damit rechnen, dass sich alle Kritik gegen die überschuldeten Industrienationen richten wird. Außerdem wächst die Wirtschaft in China immer noch solide, so dass sie nicht unbedingt auf einen niedrigen Yuan-Kurs angewiesen ist.

Peking hat schon vor einiger Zeit begonnen, seine gigantischen Überschüsse aus den Exporten im eigenen Land zu investieren. Diese Politik setzt China jetzt indirekt fort. Wird der Yuan nämlich im Verhältnis zu anderen Währungen teurer, können sich mehr Chinesen als bisher Importwaren leisten. Dies hätte den Vorteil, dass die großen sozialen Spannungen im Land verringert werden. Außerdem profitieren chinesische Firmen, wenn sie immer mehr hochwertige Konsumgüter an Chinesen verkaufen können. sun

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