Chemie funkt SOS: Anlagen historisch schlecht ausgelastet

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in einer tiefen Krise. Auch 2026 erwartet sie keine Trendwende. Im Pharmabereich läuft es aber rund.
dpa |
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Die Chemieindustrie kämpft mit hohen Energiepreisen und der schwachen Wirtschaft (Archivbild)
Die Chemieindustrie kämpft mit hohen Energiepreisen und der schwachen Wirtschaft (Archivbild) © Uwe Anspach/dpa
Frankfurt/Main

Die deutsche Chemiebranche erwartet auch im kommenden Jahr kein Ende ihrer tiefen Branchenkrise. "Die Industrie funkt SOS. 2025 war für unsere Branche erneut sehr schwierig und der Blick nach vorn wird nicht rosiger", sagte Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), in Frankfurt. 

Die Produktionsanlagen der drittgrößten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau seien nur 70 Prozent ausgelastet – "ein historischer Tiefpunkt und weit entfernt von Rentabilität". Jedes zweite Unternehmen habe zu wenig Aufträge. Diese seien seit 2021 im In- und Ausland um mehr als 20 Prozent eingebrochen.

Für 2026 erwartet der VCI für die chemisch-pharmazeutische Branche eine stagnierende Produktion und für die Chemie alleine einen Rückgang von einem Prozent. Bei sinkenden Preisen bedeute das insgesamt ein Umsatzminus von rund zwei Prozent. Ob es eine 2027 Trendwende gebe, hänge von wichtigen Kunden wie der Auto- und Elektroindustrie ab, sagte Steilemann. 

Chemie im Minus, Pharma wächst

Die energieintensive Chemie leidet seit Jahren unter den hohen Energiepreisen in Deutschland, der Konjunkturflaute und einem Überangebot bei Basischemikalien auf den Weltmärkten. Hinzu kommt chinesische Konkurrenz und die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Entlastung soll der Industriestrompreis bringen, mit dem die Bundesregierung ab 2026 energieintensive Branchen stützen will.

In diesem Jahr schrumpften die Geschäfte der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Produktion und Erzeugerpreise sanken laut VCI gemessen am Vorjahr um 0,5 Prozent. Der Umsatz fiel um ein Prozent auf 220 Milliarden Euro. 

Je nach Branchenzweig waren die Unterschiede groß: In der konjunktursensiblen Chemie ging die Produktion um 2,5 Prozent zurück und der Umsatz um drei Prozent. In der Pharmabranche, die unabhängiger von wirtschaftlichen Schwankungen ist, wuchs die Herstellung dagegen um drei Prozent und der Umsatz um 4,5 Prozent. Die Branche hatte im Frühjahr eine Sonderkonjunktur erlebt, da Unternehmen wegen Trumps Zöllen Arzneilieferungen vorzogen.

Jobabbau bei BASF und Co.

Insgesamt fiel die Beschäftigung um 0,5 Prozent auf rund 478.000 Menschen. Bereits angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen dürften zu einem weiteren Jobabbau führen, erwartet der VCI. Präsident Steilemann forderte Reformen und mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur statt neue Rentenpakete.

Die Stimmung in der Chemiebranche ist schlecht, dem Ifo-Institut zufolge hat sich das Geschäftsklima im Oktober deutlich eingetrübt. Chemiekonzerne wie BASF, Evonik und Wacker Chemie haben Sparprogramme samt Stellenabbau verkündet. BASF-Chef Markus Kamieth sagte kürzlich dem "Handelsblatt", die Chemieindustrie erlebe "wohl ihre schwierigste Zeit seit 25 Jahren".

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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