Chefvolkswirt befürchtet fünf Millionen Arbeitslose
BERLIN - Die Bundesbürger haben die schlimmsten Folgen der Wirtschaftskrise noch vor sich, fürchten Ökonomen. Die Zahl der Arbeitslosen droht bis 2010 kräftig zu steigen.
Die weltweite Wirtschaftskrise wird den deutschen Arbeitsmarkt nach Ansicht der Deutschen Bank in den kommenden Monaten deutlich härter treffen als bisher. «Die Arbeitslosenzahl wird im Winter 2010 über fünf Millionen steigen», prognostizierte der Chefvolkswirt des Bankunternehmens, Norbert Walter. «Das Schlimmste auf dem Arbeitsmarkt liegt ganz klar noch vor uns», sagte Walter der «Bild»-Zeitung (Montagsausgabe).
Zu einer Wende wird es nach seiner Einschätzung erst im Frühjahr 2011 kommen, wenn die für den Arbeitsmarkt traditionell schlechten Wintermonate überstanden seien. Ähnlich hatte sich vor wenigen Tagen bereits der Präsident der Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Wolfgang Franz, geäußert. Auch er geht davon aus, dass der Tiefpunkt auf dem Arbeitsmarkt noch bevorsteht.
Geringer Rückgang im Frühjahr
Im Mai war die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt weitgehend ausgeblieben. Die Zahl der Arbeitslosen sank von April auf Mai lediglich um 127.000 auf 3,458 Millionen. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,4 Punkte auf 8,2 Prozent ab. Vor einem Jahr hatte die Quote bei 7,8 Prozent gelegen. Allerdings hat eine zum Jahresbeginn eingeführte Statistik-Änderung die Zahl deutlich geschönt, denn Jobsucher, die von privaten Vermittlern betreut werden, werden nicht mehr als Arbeitslose eingestuft. Nach der alten Zählweise hätte der Rückgang auf nur 100.000 betragen.
Die Lage der Wirtschaft insgesamt beurteilte Walter etwas optimistischer. «Beim Konjunktureinbruch haben wir den Tiefpunkt hinter uns, wenn man dies an Exporten und Industrieproduktion misst». Er rechne beim Wirtschaftswachstum mit einem Minus zwischen fünf und sechs Prozent für dieses Jahr. Für 2010 erwarte er eine «schwarze Null». Die Bundesregierung prognostiziert für das laufende Jahr einen Einbruch des Wirtschaftswachstum um 6,0 Prozent. Im kommenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allerdings wieder um 0,5 Prozent zulegen. (epd/nz)
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