Braucht’s den heißen Atom-Herbst?

Die AZ-Redakteure Arno Makowsky und Frank Müller über den Protest gegen die Laufzeit- Verlängerung
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AZ-Chefredakteur Arno Makowsky
Gregor Feindt 2 AZ-Chefredakteur Arno Makowsky
Der AZ-Politikchef Frank Müller.
az 2 Der AZ-Politikchef Frank Müller.

Die AZ-Redakteure Arno Makowsky und Frank Müller über den Protest gegen die Laufzeit- Verlängerung

PRO

Ja, den braucht’s. Dass am Samstag ungefähr 100 000 Menschen gegen die schwarz-gelbe Atompolitik demonstriert haben, ist schon mal ein gutes Zeichen. Dafür, dass man sich diese, Pardon, Verarschung der Wähler nicht gefallen lassen will. Die Deutschen sind gegen eine Laufzeitverlängerung, der Ausstieg war beschlossene Sache.

Trotzdem sollen die Meiler nun durchschnittlich 12 Jahre länger laufen. Damit regiert Schwarz-Gelb am Willen der Bevölkerung vorbei. Die Quittung werden sie dafür bekommen.

Dabei ist der Protest der 100 000 erst der Anfang. Das Thema Atom hat die Menschen gepackt, es macht sie so wütend, dass sie dafür auf die Straße gehen – obwohl es diesmal nicht konkret um ihren Geldbeutel geht. Das gab es schon lange nicht mehr.

Klar ist: So lange die Stromkonzerne mit erneuerbaren Energien nicht genauso viel Geld verdienen wie mit ihren Atomkraftwerken, bleiben die alten Meiler am Netz. Dagegen lohnt es sich zu demonstrieren.

KONTRA

Geschichte wiederholt sich nicht, auch nicht die Atomgeschichte. Der Protest der Hunderttausend am Wochenende war wuchtig und nicht zu überhören – und letztlich doch so zeitgemäß wie die zehnte Comeback-Tournee der Rolling Stones.

Es sind eben nicht mehr die achtziger Jahre, wo sich Atomprotest gepaart mit Aussteigermentalität und Null-Bock- Grundhaltung zu einer Mischung ballen ließen, bei der am Ende die Grünen herauskamen.

Heute sind die Grünen gottseidank eigentlich viel weiter, was ihre große Attraktivität bis weit ins bürgerliche Lager ausmacht. Früher sagten die Grünen Nein zu fast allem, heute sind sie eine Partei, die sich aus positiveren Kräften speist, ob bei Energie, Wirtschaft oder Gesellschaft.

Das ist gut so: Wer Politik in verantwortlicher Stellung betreiben will, der muss eben auch Ja sagen können und manchmal auch „Ja, aber“. Wenn die Grünen jetzt aber in die Mentalität einer „Nein danke“-Partei zurückfallen, setzen sie ihre Erfolge der letzten Jahre aufs Spiel.

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