BMW dreht wieder auf: Freude am Sparen
MÜNCHEN - Völlig überraschend schreibt der Münchner Autobauer wieder schwarze Zahlen. Doch dahinter verbirgt sich noch keine Trendwende – sondern vielmehr das eigene Schrumpfprogramm
Der weiß-blaue Riese fährt überraschend zurück in die schwarzen Zahlen: Waren die Bilanzen noch zum Ausbruch der Finanzkrise tiefrot, vermeldet der Münchner Autobauer BMW für das zweite Quartal dieses Jahres wieder einen (allerdings vergleichsweise kleinen) Gewinn: 121 Millionen Euro.
Ist das schon das Ende der Autokrise, die gerade die Premium-Hersteller hart getroffen hat? BMW-Chef Norbert Reithofer ist skeptisch. Auch wenn es einige Signale für eine bessere zweite Jahreshälfte gebe, sagt der Vorstandschef: „Die Unsicherheit ist nach wie vor sehr hoch“. Deswegen will BMW auch keine Prognose für das Gesamtjahr abgeben. Reithofer: „Wir fahren weiter auf Sicht.“
Zu diesem verhaltenen Auftritt dürfte auch beitragen, dass es BMW vor allem dank des eigenen Sparkurses wieder besser geht – und nicht etwa wegen steigender Umsätze. Reduzierte Kosten, geschrumpfte Produktion, weniger Mitarbeiter und weniger verkaufte Autos: Das ist das aktuelle Szenario bei dem Münchner Autokonzern. Im gesamten ersten Halbjahr verkaufte BMW nur noch 615000 Autos. Das ist ein Einbruch von 20 Prozent. Finanzvorstand Friedrich Eichiner: „Wir kämpfen weiter um jeden Euro.“
Hoffen auf den 7er und den X1
Doch immerhin scheint der Automarkt wieder in Bewegung zu geraten. BMW hofft auf den neuen 7er, den Z4-Roadster und auf den neuen kleinen Geländewagen X1. Und neuerdings freut sich der Konzern auch wieder über gesetzliche Neuregelungen, nämlich über die zum 1. Juli umgestellte Kfz-Steuer. Weil diese auch den CO2-Ausstoß berücksichtige, gehöre BMW zu den „Gewinnern“, sagt Reithofer. Ganz anders als bei der umstrittenen Abwrackprämie.
Die hat zwar auf dem deutschen Automarkt für einen Boom gesorgt (siehe Info-Kasten). Doch der ging am Luxusmarkt komplett vorbei: Die BMW-Kundschaft ist eben nicht jene, die ein Altmodell zum Abwracken in der Garage hat und dann im oberen Preisbereich neu kauft.
Doch künftig will BMW auch auf einen komplett neuen Fahrzeugtyp setzen: das so genannte „Megacity-Vehicle“. Darunter ist ein Elektrofahrzeug für den städtischen Einsatz zu verstehen, das bis Mitte des nächsten Jahrzehnts auf den Markt kommen soll. Und zwar nicht wie bei Daimler und dem Smart als eigenständige Marke, sondern unter dem selbstbewussten Etikett BMW. Reithofer: „Wir haben uns die Frage gestellt, was unsere stärkste Marke im Konzern ist, und das ist BMW.“
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