Blitzgescheit
Die Kritik an der Verkehrspolizei ist nicht berechtigt - Georg Thanscheidt, stellvertretender Chefredakteur der AZ, über Raser und MVV-Pendler
Die Fahrt mit S- und U-Bahnen hat in München viele Vorteile: Man kann während der Fahrt lesen, bald auch überall telefonieren – und man wird nicht geblitzt. Von daher gibt es eine ganz einfache Gegenstrategie, wenn man die Geschwindigkeitskontrollen in der Stadt umgehen will.
Die Aufregung um die vermeintliche Wegelagerei an Münchens Straßen und den angeblich falschen Schwerpunkten der Verkehrspolizei und des KVR mag noch so groß sein – berechtigt ist die Kritik nicht: Denn selbst wenn viele der Erwischten vom Lande kommen sollten, unschuldig sind sie deswegen noch lange nicht. Sondern sie haben gegen ein deutlich deklariertes Tempolimit verstoßen. Geschwindigkeitskontrollen sind dazu da, Verstöße zu ahnden – und nicht in erster Linie, um an Unfallschwerpunkten disziplinierend auf Autofahrer einzuwirken.
Bleibt als Alternative (freiwillig oder unfreiwillig) der Nahverkehr – mit den oben erwähnten Vorteilen. Aber eben auch mit einigen gewaltigen Schwachstellen, die den Pendlern und Gelegenheitsnutzern das Umsteigen schwer machen. Dazu gehören – wie jetzt eine Untersuchung des MVV selbst feststellt – vor allem die Verständlichkeit des Tarifsystems und das als schlecht empfundene Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer schon einmal die Horden von Verzweifelten vor den MVV-Automaten am Bahnhof oder Flughafen gesehen hat, weiß, was die Befragten den Verantwortlichen auf den Weg geben wollten. Hier – beim Wirrwarr von Zonen und Ringen – nachzubessern, das wäre wirklich blitzgescheit.