Blaues Zerfleischen

Seit Jahren stolpern sie von einer Peinlichkeit zur nächsten: Florian Kinast, der AZ-Sportredakteur, über den Niedergang des TSV 1860
In München gab es einmal einen großartigen Verein. Sechzger zu sein, das war etwas Besonderes. Allein, weil schon in der Schule alle anderen für Bayern waren, Opportunisten, die mit ihren roten Fahnderln im Wind wehten. Umso besser. Die Löwen, das war Rebellion. James Dean, Che Guevara, 1860, Sinnbilder der Aufmüpfigkeit gegen das Establishment.
Natürlich, Sechzger zu sein, hieß auch zu leiden, aber das gehörte ja dazu. Man war ein verschworener Haufen. Die Löwen hielten zamm, erst recht, wenn sie vom Gegner abgefieselt wurden. Nun aber haben die Löwen längst angefangen, sich selbst zu zerfleischen. Seit Jahren stolpern sie von einer Peinlichkeit in die nächste wie zuletzt Geschäftsführer Stoffers in seiner hanebüchenen Hybris im Stadionstreit mit den Bayern.
Der wahrlich erschütternde Zustand der Vereins zeigt sich aber nun am Freitag. Ja, es war der alte Wildmoser, der dazu beitrug, dass sich die Löwen den Bayern anbiederten. Dass sich jetzt aber viele Fans im Internet darüber lustig machen, dass er in der Klinik liegt und den Mann verhöhnen – armselig! Der Zustand Wildmosers ist tragisch. Der der Löwen einfach nur traurig.