Belastete Manager

Was sahen die Bilanz- Kontrolleure? Harald von Heynitz, der das Siemens-Team der Wirtschafts- prüfungsgesellschaft KPMG leitet, meint: "Wir wurden gezielt getäuscht."
MÜNCHEN Eine Weisung zum Wegsehen? Mitnichten. So etwas „gab es definitiv nicht“, sagte Harald von Heynitz gestern im Siemens-Schmiergeld- Prozess. Von Heynitz leitet das Siemens-Team der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Die Prüfer müssen sich gegen den Vorwurf wehren, sie hätten die schwarzen Kassen im Konzern womöglich wissend übersehen. Das „Aufspüren von Straftaten“ gehöre nicht zu seinen Aufgaben, sagte Heynitz. Einmal habe er etwas bemerkt und den damaligen Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger informiert. Die Rechtsabteilung sei eingeschalten worden – damit war die Sache für von Heynitz gegessen. Rückblickend ist er davon überzeugt, Siemens-Manager hätten seine Leute gezielt getäuscht.
Mittlerweile ist KPMG das Siemens-Mandat los; der Konzern prüft sogar Schadenersatzansprüche. Nicht der erste ungute Vorfall: 1996 bis 2000 setzte KPMG den Haken unter die Bilanzen der Neuer- Markt-Firma Comroad. Nachdem sich große Teile des 2001er Umsatzes als Luftbuchungen herausstellten, wurden auch Zweifel an den früheren Zahlenwerken laut. Und nach dem Bilanzskandal um die badische Bohr-Firma Flowtex zahlte KPMG die Rekordsumme von 100 Millionen Mark an die Gläubiger. Diemächtige Prüferbranche verdient an der wachsenden Zahl von Fusionen. Unzähligen Elitestudenten dient sie als Karrieresprungbrett. Allein 30 000 Bewerber versuchten 2007 ihr Glück bei Pricewaterhouse Coopers.