Beispiellos vergiftet

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den blutigen Anschlag in den USA
von  Abendzeitung
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin © Ronald Zimmermann

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den blutigen Anschlag in den USA

Nein, das hat Sarah Palin sicherlich auch nicht gewollt, als sie demokratische Abgeordnete mit Fadenkreuzen markiert hat: Nun ist einer von ihnen durch den Kopf geschossen worden, sechs Menschen sind tot. Aber sie und andere sind entscheidend daran beteiligt, das politische Klima in den USA in beispielloser Weise zu vergiften. Man kann ja gegen eine Gesundheitsreform sein – aber deswegen Obama als Hitler darzustellen und (zumindest im optischen Symbol) zum Abschuss seiner Abgeordneten aufzurufen? Ein psychisch labiler junger Mann hat nun seine grauenvollen Konsequenzen daraus gezogen.

Die Stimmung in den USA ist befremdlich, seit Monaten schon. Eine zutiefst verunsicherte Supermacht, deren Lebenskonzept durch die Finanzkrise erschüttert wurde und dringend einen Sündenbock braucht. Aber auch das erklärt noch nicht die Vehemenz, mit der gegeneinander gehetzt wird: vor allem die neuen Rechten gegen den schwarzen Präsidenten und seine Leute. Vielleicht hat das Blutbad ja jetzt den Effekt, dass die Gemäßigten sich besinnen: Demokratie lebt von verschiedenen Meinungen, nicht von Hetze und dem Schüren von Hass.

Deutschland hat das auf die ganz harte Tour gelernt. Und ist heute gottseidank gefeiter dagegen als andere Länder. Auf der Popularitätsliste ganz oben die Pragmatischen, Konstruktiven: Guttenberg, Merkel, Steinmeier. Und eben nicht die Kopftuchmädchen-, Gurkentruppen- und Hartz-IV-Beschimpfer.

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