Bank of America und Citigroup wieder mit Gewinn
New York (dpa) - Mitten in der weltweiten Wirtschaftskrise macht sich Amerikas Bankenbranche mit Milliardengewinnen wieder Mut. Selbst die zu den größten Verlierern der Finanzkrise zählende Citigroup hat überraschend mit einem Milliarden-Gewinn ihre tiefrote Serie von sechs Verlustquartalen beendet.
Auch die Bank of America legte am Freitag für das zweite Quartal ein unerwartet hohes Plus vor. Allerdings gelang dies den zwei noch am Staatstropf hängenden Instituten nur dank hoher Einmaleinnahmen durch Anteilsverkäufe. Die Citigroup wäre ohne den Sondereffekt in Milliardenhöhe sogar erneut im Minus geblieben. Ein hohes Risiko zudem: Faule Kredite machen beiden Häusern weiter schwer zu schaffen. «Unser größtes Problem bleiben die Verbraucherkredite», sagte Citigroup-Chef Vikram Pandit in New York.
Im Wochenverlauf hatten bereits die relativ glimpflich durch die Finanzkrise gekommene Investmentbank Goldman Sachs und die Großbank J.P. Morgan überraschend starke Gewinne erzielt. Dass nun auch bei großen Sorgenkindern wie der Citigroup und der Bank of America eine Besserung in Sicht sein könnte, lässt Anleger rund zwei Jahre nach Ausbruch der Krise auf eine Erholung der Branche hoffen.
Bei der Citigroup stand unter dem Strich im zweiten Quartal letztlich ein Überschuss von 3,0 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro). Vor der Zahlung einer Milliarden-Dividende für Staatshilfen lag der Gewinn sogar bei fast 4,3 Milliarden Dollar. Im Vorjahr gab es noch noch ein Minus von 2,5 Milliarden Dollar.
Die Bank of America erzielte einen Überschuss von 2,4 Milliarden Dollar. Vor Abzug ihrer Staats-Dividende lag er bei 3,2 Milliarden Dollar. Durch die Sonderzahlung fiel der Gewinn des Konzerns mit Sitz in Charlotte (North Carolina) zum Vorjahr um rund ein Viertel.
Wegen der steigenden Arbeitslosigkeit in den USA können viele Kunden ihre Raten nicht mehr bezahlen. Für drohende Ausfälle legte die Citigroup weitere 3,9 Milliarden Dollar als Risikovorsorge zurück, die Bank of America sogar 4,7 Milliarden Dollar. Die schweren Herausforderungen würden der Bank of America bis ins nächste Jahr hinein zu schaffen machen, warnte Konzernchef Kenneth Lewis.
Die Ausgliederung des Brokergeschäfts (Smith Barney) brachte der Citigroup einmalig 6,7 Milliarden Dollar nach Steuern in die Kasse und verhalf ihr so erst zum Quartalsgewinn. Bei der Bank of America erzielten zwei Anteilsverkäufe zusammen Einnahmen von 9,1 Milliarden Dollar vor Steuern.
An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Allerdings ist die Aussagekraft von US-Bankbilanzen wegen jüngster Änderungen der Bilanzierungsregeln unter Experten derzeit umstritten. Manche Händler bezeichneten die Gewinne daher als «zu schön, um wahr zu sein».
Skeptiker warnten zuletzt zudem angesichts der wieder sprudelnden Goldman-Gewinne vor einer Rückkehr des sogenannten «Kasino-Kapitalismus». Zu große Profitgier gilt als einer der Gründe für die größte Krise der Weltwirtschaft seit den 30er Jahren.
Für die zwei Bankchefs kommt die leichte Besserung in einem Moment großer Not. Pandit steht wegen der langwierigen Sanierung massiv in der Kritik. Um den Druck von Bankaufsicht und Aktionären auf die Citigroup zu lindern, baute er zuletzt unter anderem das Management weitreichend um.
Lewis wiederum hatte sich bei der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch vergangenes Jahr verhoben. Nach massiver Kritik der Aktionäre musste er im Frühjahr den Vorsitz des Verwaltungsrates abgeben, den er neben dem Chefsessel innehatte.
Anders als andere Großbanken konnten die Citigroup und die Bank of America zudem ihre direkten Staatskredite von jeweils 45 Milliarden Dollar bisher nicht zurückzahlen. Inklusive Staatsgarantien summieren sich die Citi-Hilfen sogar bei schon drei Rettungsaktionen sogar auf fast 350 Milliarden Dollar. Der Staat hält dadurch mittelfristig über ein Drittel an der Bank.
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