Bahn ließ hunderte Mitarbeiter ausspähen

Die Bahn hat in großem Stil Mitarbeiter und deren Ehepartner ausforschen lassen - und begründet das mit dem Kampf gegen Korruption. Doch Datenschützer sind alarmiert und prüfen den Gang zum Staatsanwalt.
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Bahn-Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin
dpa Bahn-Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin

Die Bahn hat in großem Stil Mitarbeiter und deren Ehepartner ausforschen lassen - und begründet das mit dem Kampf gegen Korruption. Doch Datenschützer sind alarmiert und prüfen den Gang zum Staatsanwalt.

Die Deutsche Bahn hat im Kampf gegen Korruption mehr als 1000 Mitarbeiter von einer Detektei ausforschen lassen - und zwar ohne konkrete Verdachtsmomente. Das berichtete das Magazin «Stern» am Mittwoch. Das Unternehmen bestätigte den Sachverhalt, wies aber die Darstellung zurück, Mitarbeiter ähnlich wie die Telekom oder die Supermarktkette Lidl bespitzelt zu haben. Der Versuch, Vorfälle bei der Bahn in eine Reihe mit Ereignissen bei Lidl und Telekom zu stellen, sei «blühender Unsinn», erklärte Konzernsprecher Oliver Schumacher.

Der «Stern» berichtete von zwei Aktionen in den Jahren 2002 und 2003. Dabei habe die Berliner Ermittlungsfirma Network Deutschland von der Bahn unter anderem den Auftrag erhalten, Verbindungen von Bahnmitarbeitern zu Lieferanten zu ermitteln und herauszufinden, ob Mitglieder des Topmanagements oder Ehepartner außerhalb des Unternehmens wirtschaftlich engagiert seien. Network hatte auch für die Telekom gearbeitet. Die Konzernrevision der Bahn habe Network zuletzt 2007 beauftragt, berichtete das Magazin unter Berufung auf interne Auftragsunterlagen. Beim Auftrag an Network habe die Revision der Bahn eine CD-ROM mit persönlichen Daten von 774 Führungskräften an die Detektei weitergereicht. Die Namen von 500 Ehepartnern habe der Konzern ebenfalls beschafft und herausgegeben. Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix sagte dem Magazin: «Wir haben bei der Bahn erhebliche Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz festgestellt.» Die Behörde prüfe, ob das Unternehmen ein Bußgeld zahlen müsse. Auch ein Straftatbestand sei in einigen Fällen nicht auszuschließen. «Wir prüfen, ob wir die Staatsanwaltschaft einschalten.»

Die Bahn räumte ein, dass es entsprechende Ermittlungsaktionen gebe, und verwies auf den Kampf gegen Korruption im Unternehmen. «Die Deutsche Bahn war in den vergangenen zehn Jahren wiederholt Opfer schwerster Fälle von Wirtschaftskriminalität und Korruption», erklärte Schumacher. Ihr Kampf gegen diese Übel sei immer wieder als beispielhaft bewertet worden. «Im Interesse aller ehrlichen Kunden, Steuerzahler und Mitarbeiter wird die Bahn im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften weiterhin mit aller Härte gegen solche Auswüchse vorgehen, die das Gemeinwohl massiv schädigen», erklärte der Bahn-Sprecher. (nz)

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