Aus Gold mach’ Geld: Goldpreis hoch wie nie

Noch nie war das Edelmetall so teuer wie heute – das verlockt viele, ihren Familienschmuck ins Geschäft oder zum Pfandleiher zu bringen. Doch Vorsicht: Der Boom lockt auch unseriöse Aufkäufer auf den Plan

MÜNCHEN „Wirklich? 950 Euro? Verkauft!“ Die junge Frau kann’s kaum glauben: Ihr Familienschmuck entpuppt sich als Goldgrube. Goldhändler Tamer Oymaner zahlt ihr das Geld aus, macht ein kleines Späßchen und wünscht einen schönen Tag. „Den hab’ ich. Danke!“ Dann verlässt die Frau den kleinen Goldladen „Golden One“ am Münchner Hauptbahnhof.“

Szenen wie diese erlebt Oymaner täglich. „Die Leute rennen mir seit Wochen die Türen ein. Alle wollen Ihr Gold verkaufen, weil der Preis so hoch ist.“ Und er klettert fast täglich höher: Gestern kostete die Unze Gold (31,1 Gramm) an der Londoner Börse 1070 Dollar. So teuer war das Edelmetall noch nie.

Bei solchen Preisen wittern viele Privatleute ein gutes Geschäft bei Verkauf ihrer goldenen Ringe, Ketten oder Zahnplomben. Die Klientel sei vielschichtig, sagt Oymaner: Einige „brauchen jeden Cent“. Andere wiederum locke die Chance, den Erbschmuck profitabel zu verkaufen.

Gute Geschäfte beschert die Preisexplosion am Goldmarkt auch den Pfandleihern. „Wir können Schmuck, Münzen und Uhren dadurch mit viel höheren Kreditsummen beleihen“, sagt Max Walther, Besitzer eines der ältesten Leihhäuser in München. Gleichzeitig warnen die Pfandleiher vor unseriösen Goldaufkäufern. „Verbraucher sollten vorsichtig sein“, meint Joachim Struck, Chef des Pfandleiher-Verbands. Häufig zögen „fliegende Händler“ von Stadt zu Stadt und machten teures Gold zu kleiner Münze: „Der Ankaufspreis liegt oft erheblich unter dem realen Goldwert“, so Struck.

Auch viele Internetanbieter seien „fragwürdig in Hinblick auf die Seriosität“, sagt Matthias Völker vom „Goldankauf Bayern“ in Pasing. Das Problem: Goldhändler sind gesetzlich an keine Preise gebunden - das öffnet Tür und Tor für betrügerische Geschäfte.

In Völkers Büro steht ein Gerät, das den Kunden den Wert eines Stückes aufzeigt - es nennt sich „Röntgenfluoreszenzanalysegerät“ und funktioniert einfacher als es klingt. Es prüft die Echtheit und zeigt die Anteile der enthaltenen Metalle auf.

Dadurch kann der Kunde einfach erkennen, wie viel Goldgehalt tatsächlich verarbeitet ist. „Allerdings“, räumt Völker ein, „besitzen meist nur größere Goldgeschäfte so ein Gerät.“ Im Zweifel, so der Experte sollte man mehrere Goldankaufstellen konsultieren (siehe Kasten). roh