Aus der Praxis in den Hörsaal
Die Nachfrage nach Gesundheitsinformatikern ist groß, das Angebot an kompetenten Fachkräften noch klein. Dabei ist das Studium der Gesundheitsinformatik für Abiturienten genauso interessant wie für Berufstätige, die die Informatik oder das Gesundheitswesen bereits kennen.
19 Jahre lang hat Yvonne Wolf in einer Arztpraxis Termine vereinbart, Blutdruck gemessen, bei Operationen assistiert, Abrechnungen vorbereitet und Rezepte ausgedruckt. Nach ihrem Abitur hatte sie eine Ausbildung zur Arzthelferin (heute nennt sich der Beruf Medizinische Fachangestellte) absolviert und sich stetig während ihrer Arbeit in einer großen orthopädischen Praxis weitergebildet und so unter anderem das Qualitätsmanagement in der Praxis eingeführt. Als sich der Ruhestand ihres Arbeitgebers näherte, wuchs zunächst Unsicherheit über ihre Zukunft, dann sah sie darin eine Chance, etwas Neues zu machen. Wieso nicht ein Studium beginnen? Also studierte sie an der Hochschule Fresenius in Idstein Gesundheitsökonomie. Als aus privaten Gründen, noch während ihres Studiums, ein Umzug an den Bodensee anstand, suchte sie nach dem Abschluss zunächst nach geeigneten Arbeitsstellen, stieß dann aber zufällig auf den Studiengang Gesundheitsinformatik an der HTWG.
„Informatik war eigentlich nie so meine Sache”, sagt die 43-Jährige, „aber ich wusste, im zukünftigen Berufsleben spielt IT eine große Rolle.” Also wagte sie den Sprung ins kalte Wasser. Fachkenntnisse waren vorhanden, Interesse auch. Das Einzige, was sie sich zusätzlich gewünscht hätte, wären ein paar Vorkenntnisse im Programmieren gewesen, denn der hohe Anteil an Programmier-Veranstaltungen zu Beginn des Studiums hat sie etwas überrascht. „Das Niveau ist hoch und das Tempo zügig. Trotzdem habe ich den Ehrgeiz, das Studium durchzuziehen.” Sie weiß, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Kommilitonen die eine oder andere Nuss zu knacken haben. Sie allerdings habe den Vorteil, dass sie manche Zusammenhänge im Gesundheitswesen leichter durchschaue als Kommilitonen, denen die Branche noch fremd ist.
„Das Einsatzfeld der Gesundheitsinformatiker liegt dort, wo die IT Prozesse im Gesundheitswesen unterstützen kann”, erläutert Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Sohn. Die Gesundheitsinformatiker stellen eine Verbindung zwischen IT und den Berufsgruppen aus Medizin, Pflege und Verwaltung dar. Das Gesundheitswesen ist ein weites Feld und bietet viele weitere Möglichkeiten zur Spezialisierung. Zu den Lehrinhalten des Studiums zählen unter anderem Medizinische Terminologie, Kenntnisse des Gesundheitswesens, BWL, Programmiertechnik, Mathematik, Internettechnologie und Softwareengineering.
42 Studienplätze stehen jährlich zur Verfügung. Die Erstsemester waren sehr heterogen, so dass zu den Kommilitonen von Yvonne Wolf Abiturienten und Berufskolleg-Absolventen genauso wie ehemalige Pflegekräfte, Rettungsassistenten oder Fachinformatiker zählen. „Das Alter spielt keine Rolle, da wird man trotz des Altersunterschieds akzeptiert und integriert", erzählt Yvonne Wolf. Sie startet im Oktober ins dritte Semester.
Bewerbungsschluss für Interessierte dieses Studiengangs ist der 15. Juli 2013. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.htwg-konstanz.de
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