Atomkonzerne in Angst um ihre Gewinne
Juristen der Versorger laufen sich für eine Auseinandersetzung um den Ausstieg warm.
STUTTGART/FRANKFURT/MAIN Harte Zeiten für die Energiebosse. Die Wahlsiege von Grün-Rot in Stuttgart und Mainz vom Wochenende bewegten bereits am frühen Montagmorgen den vorbörslichen Handel. Papiere von Eon und RWE verloren. Im Lauf des Tages machte zumindest RWE die Verluste wieder wett – wurde aber von Papieren der Öko-Energieanbieter wie Nordex, Solarworld und Q-Cells, die bis zu elf Prozent gewannen, abgehängt.
Auf mittlere Sicht rechnen Börsianer weiter mit einem Aufschwung für Ökowerte und sehen weiteren Druck auf die Aktien der Kernenergie-Versorger. Der Grund: Die Horrornachrichten aus Japan und der von den Grünen geforderte und von Schwarz-Gelb zum Teil in Erwägung gezogene Atomausstieg schmälern die Gewinnaussichten der Konzerne. Schon jetzt, nachdem die ältesten Meiler vom Netz genommen wurden, macht sich dies empfindlich in der Kasse bemerkbar. An jedem Tag, an dem beispielsweise die Eon-Meiler Unterweser und Isar eins nicht unter Volllast Strom produzieren, entgehen dem Unternehmen zwei Millionen Euro. Eon will deswegen spätestens in zwei Wochen verkünden, ob das Unternehmen gegen das Merkel’sche „Moratorium” klagen und womöglich sogar Schadenersatz verlangen will. Auch bei RWE brüten die Juristen über den Entwürfen für eine Klage.
Währenddessen schlägt sich der Mineralölkonzern Shell mit dem von Berlin verordneten Biokraftstoff E10 herum. Seit Beginn des Jahres werden dem Benzin zehn Prozent Biosprit beigemischt. Früher waren es fünf Prozent. Viele Autofahrer misstrauen der neuen Mischung. Derzeit werde E10 ungefähr so viel verkauft wie die herkömmlichen Benzinsorten, berichtet Shell-Deutschlandchef Peter Blauwhoff. Geplant habe man mit einem E10-Anteil von 90 Prozent. Der Schaden für Shell sei bereits jetzt gewaltig, kritisiert Blauwhoff. „Auf die Mineralölwirtschaft in Deutschland kommen dreistellige Millionenbeträge als Strafzahlungen zu, von den Kosten der Umrüstung zu schweigen.”