Asiatische Abgründe
Die Regierung in Birma betreibt Völkermord durch Unterlassung. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die skandalöse Blockade der Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe.
Auf der Skala der menschlichen Niedertracht ist die Weltöffentlichkeit tief hinuntergeführt worden in den letzten Wochen. So atemberaubend und entsetzlich die Nachrichten, dass manch einem der Boden am Abgrund erreicht schien. Doch das Verhalten die Junta von Birma beweist, dass es noch immer neue Dimensionen der Ungeheuerlichkeit gibt.
Dass sich die Generäle in Rangun fürchten, haben sie im Herbst hinlänglich bewiesen. Mönche, die mehr Freiheit in dem südasiatischen Gefängnisstaat fordern, wurden getötet – ganz im Rahmen normaler Verhaltensweisen von Diktaturen.
Erst die Taifun-Katastrophe allerdings bringt die totale Menschenverachtung einer Regierung zutage, der Machterhalt über das Leben von Männern, Frauen und Kindern geht. Seit mehr als einer Woche lässt das Regime die Menschen mit den Folgen einer Naturkatastrophe alleine. Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende kämpfen ums Überleben. Hilfsgüter werden beschlagnahmt, das ist ohne Beispiel. Es ist Völkermord durch Unterlassen. Für alle, die gerne helfen und spenden wollen, ist dieser Zustand besonders schwer erträglich.
Aber auch diese Regierung der Täter ist nicht alleine. Die Generäle haben Freunde vor allem in China und in Indien – denn die Junta hat Öl und Gas. Aber solange gute Geschäfte wichtiger sind als alles andere, dürfen die unmenschlichen Machthaber ihre Untertanen weiter terrorisieren.
Matthias Maus
Der Autor ist Chefreporter der Abendzeitung
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