Alles nur Spielgeld?

Kursstürze an den Börsen, Bilanzlöcher bei Banken – die US-Finanzkrise hat Anleger und Geldhäuser bereits Milliarden gekostet. Aber wo ist das Geld? Wirklich „vernichtet“? Oder doch noch da?
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Auf und Ab an den Börsen - was passiert mit dem Geld wirklich?
az Auf und Ab an den Börsen - was passiert mit dem Geld wirklich?

MÜNCHEN - Kursstürze an den Börsen, Bilanzlöcher bei Banken – die US-Finanzkrise hat Anleger und Geldhäuser bereits Milliarden gekostet. Aber wo ist das Geld? Wirklich „vernichtet“? Oder doch noch da?

Haben Sie das als Kind auch gemacht: Einen Luftballon ganz fest aufblasen, dann den Verschluss zuhalten und auf einmal loslassen? Brrrrrrrrrt – los fliegt der Ballon. Und raus ist die Luft aus der Gummihülle. Alles weg. Auf einen Schlag.

Auch in der Wirtschaft gibt es so etwas öfter ’mal. An der Börse etwa: Da ließ die Finanzkrise in den USA die Kurse teils in Sekundenschnelle nach unten stürzen. Brrrrt – weg waren die Gewinne. Oder bei Banken wie der BayernLB: Eben noch war die Bilanz prall gefüllt. Brrrrt – klaffte ein Milliardenloch, wo vorher viel Geld drin war. Aber wo ist es hin, das ganze, schöne Geld? Etwa alles weg? Auf einen Schlag?

"Es wurde umverteilt"

„Nein“, sagt Achim Tiffe, Experte am Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen. „Es ist nicht weg. Es wurde umverteilt.“ Ein Beispiel: Sie kaufen eine Aktie für 50 Euro. Dann kommt der Börsencrash. Das Papier ist nur noch 30 Euro wert. Wer hat dann die fehlenden 20 Euro? Zum Beispiel der, der die Aktie vorher günstig gekauft – und noch vor dem Crash teuer verkauft hat. Ihm gehört der Gewinn, Sie haben den Verlust. Allerdings nur dann, wenn Sie die Aktie jetzt verkaufen, den Verlust also „realisieren“, wie Experte Tiffe sagt.

Behalten Sie das Papier hingegen, dann steigt der Kurs vielleicht ja wieder und die Aktie ist irgendwann sogar 60 Euro wert. Schwupp – ist Ihr Geld wieder da. Und sogar noch ein bisschen mehr. Soll heißen: Verluste an der Börse stehen erstmal nur auf dem Papier. Richtig weg ist das Geld für Anleger erst, wenn sie ihre Aktien zum niedrigeren Kurs verkaufen.

Ein bisschen Monopoly

Ein wenig ist das wie mit dem Papiergeld beim Monopoly. Aber nur ein bisschen. Denn hinter einer Aktie, dem „Wert“-Papier, steht ein echter Wert – eine Firma. Die wirtschaftet meist auch nach einem Börsencrash noch gut. Deswegen steigt der Kurs wieder. Haben Sie aber auf eine Pleite-Firma gesetzt, dann ist ihre Aktie irgendwann „wert“-los. Sie können Ihr Geld abschreiben.

Ähnlich ging’s den Banken. Auch sie haben Wertpapiere gekauft. Riskante Kreditpapiere allerdings, hinter denen viele, zum Teil finanziell klamme Hauskäufer in den USA standen. Die konnten irgendwann ihre Zinsen nicht mehr zahlen. Die Papiere in den Bank-Bilanzen verloren ganz schnell an Wert. Die Banken mussten sie abschreiben. Brrrrt – waren die Milliardenlöcher da.

Weil aber bei vielen amerikanischen Häuslebauern kaum darauf Aussicht besteht, dass sie ihre Schulden irgendwann zurückzahlen, ist ein Teil des Geld tatsächlich weg – zumindest für die Banken. Es ist aber auch noch da. Bei denen, die den Geldhäusern die Kreditpapiere einst teuer verkauft haben. Eben wie beim Luftballon: Die Luft ist raus aus der Hülle. Aber nicht weg. Nur woanders.

Andreas Jalsovec

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