Alles bio! Oder was?

Im Dschungel der Öko-Labels: Auf welches kann sich der Verbraucher verlassen? Und wo wird vielleicht nur getrickst, um billige Massenware anzugrünen? Was beim Durchblick hilft
MÜNCHEN Bio, alternativ, umweltschonend, öko: Alles das Gleiche, meinen Sie? Von wegen. Zwei dieser Begriffe kennzeichnen echte Bio-Produkte und dürfen nur nach strengen Regeln draufstehen. Zwei sind völlig ungeschützt und dürften noch das Etikett des letzten Massentierhaltungs-Schnitzels zieren – der Boom von allem, was nach gesund und grün aussieht, hat einen Dschungel verschiedenster Labels wachsen lassen. Die AZ hilft beim Durchblick.
Woran erkenne ich, was wirklich Bio ist?
Der am meisten verbreitete Anhaltspunkt ist die so genannte grüne Wabe, das Sechseck mit dem Bio-Schriftzug. Sie ist bundeseinheitlich, unabhängig von Marken oder Supermarkt-Ketten und darf nur auf Produkten stehen, die nach der EG-Öko-Verordnung hergestellt worden sind. Außerdem gibt es ab 1. Juli das neue EU-einheitliche Logo mit dem grünen Blatt, für das die gleichen strengen Kriterien gelten. Genauso gut ist das bayerische Zeichen.
Und wenn ich’s noch strenger will?
Mehrere deutsche Anbau-Verbände haben sich noch strengere Bio-Regeln gegeben als die EU. Die bekanntesten sind Bioland, Demeter und Naturland, darüberhinaus gibt es weitere regionale oder branchenorientierte wie Ecovin.
Was ist von den Logos der großen Ketten zu halten?
„Bio vom Discounter muss nicht weniger gut sein“, sagt Andrea Danitschek, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern. Wichtig ist schon mal, ob das Wort „Bio“ im Namen vorkommt (etwa BioBio oder EnerBio). Dann, so Danitschek, müssen alle Produkte die EG-Öko-Verordnung einhalten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Unübersichtlicher wird es, wenn das Logo etwa „Naturkind“ oder „Alnatura“ heißt. Es kann dann immer noch sein, dass sich dahinter echtes Bio verbirgt – aber es muss eben nicht sein. Vielleicht wollte sich die Kette für ihre Bio-Produkte nur einen besonders hübschen Namen einfallen lassen, vielleicht will aber auch jemand billige konventionelle Ware PR-mäßig aufhübschen, um sie teurer verkaufen zu können. „Das Problem ist, dass man als Verbraucher dann nicht sicher sein kann“, sagt Danitschek. „Deswegen muss man bei diesen Produkten unbedingt nach einem weiteren Siegel suchen, zum Beispiel nach der grünen Wabe.“ (Mehr Infos dazu unter www.allesoeko.net)
Was verraten mir Formulierungen?
Die Begriffe „bio“ und „öko“ sind seit 1993 gesetzlich geschützt. Auf sie ist Verlass. „Umweltschonend“ oder „alternativ“ kann dagegen jeder alles nennen. Entsprechend gilt: „Aus kontrolliert biologischem Anbau“ ist wirklich bio. „Aus kontrolliertem Anbau“ dagegen hilft gar nichts. Die Verbraucher-Expertin: „Sie wissen ja gar nicht, was da kontrolliert wird. Oder von wem.“ Anja Timmermann