"Alle Räder stehen still" - Streiks bei der Bahn und auf Flughäfen
Ab Montag sollen die Bahnen still stehen. Die Tarifverhandlungen zwischen Unternehmen und Lokführergewerkschaft GDL sind am Ende doch gescheitert. Bereits ab Mittwoch müssen Flugreisende mit erheblichen Behinderungen rechnen - Warnstreiks.
Wegen der angekündigten Warnstreiks an deutschen Flughäfen streicht die Lufthansa am Mittwoch vorsorglich 142 Flüge. Wie das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte, werden davon vor allem innerdeutsche Verbindungen betroffen sein. Die interkontinentalen Lufthansa-Flüge sollen dagegen am Mittwochvormittag wie geplant durchgeführt werden.
Betroffen sind den Angaben zufolge im Zeitraum zwischen 06.00 Uhr und 09.00 Uhr vor allem Flüge von und nach Frankfurt am Main und München. Innerdeutsch reisende Fluggäste, deren Flüge am Mittwochmorgen gestrichen werden, werden gebeten, die Züge der Deutschen Bahn zu nutzen. Etix-Reisende werden gebeten, ihre elektronischen Tickets an einem Lufthansa-Schalter in Reisevoucher umwandeln zu lassen.
Detaillierte Informationen über alle gestrichenen Flüge erhalten Lufthansa-Fluggäste den Angaben zufolge im Internet unter lufthansa.com oder über das Call Center unter der Telefonnummer 01805-8384267.
Die Beschäftigten an mehreren deutschen Flughäfen sind dazu aufgerufen, gemeinsam mit den Arbeitnehmern in Krankenhäusern, Kindertagesstätten, den Verwaltungen, dem Nahverkehr und der Müllabfuhr vorübergehend die Arbeit niederzulegen.
Die Gewerkschaften fordern acht Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro. Nach den Vorstellungen der Arbeitgeber sollen die 1,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen auf das Jahr 2008 gerechnet eine Einkommenserhöhung von 2,5 Prozent, für 2009 von nur noch 0,41 Prozent erhalten. „Das gleicht nicht mal die Preissteigerungsrate aus“, sagte Bsirske.
Lokführer ab Montag im Ausstand - unbefristet
Mit einem unbefristeten Streik im Personen- und Güterverkehr will die Lokführergewerkschaft GDL die Bahn zur Unterzeichnung eines Tarifvertrages zwingen. „Ab kommenden Montag stehen die Räder still“, sagte GDL-Chef Manfred Schell am Dienstag in Frankfurt am Main. Fahrgäste sind demnach im Fern- und Nahverkehr sowie bei den S-Bahnen ab der Nacht zum Montag (00.00 Uhr) betroffen.
Beendet werden soll der Ausstand erst, wenn es eine Unterschrift unter dem Gehaltstarifvertrag gibt, wie Schell betonte. Erst danach soll über den sogenannten Grundlagentarifvertrag wieder verhandelt werden. Darin soll unter anderem geregelt werden, für welche Berufsgruppen die bereits bestehende Tarifeinigung gilt. Schell äußerte sich auf der Pressekonferenz erzürnt über das Vorgehen des Bahnvorstandes. „Lächerlicher geht es in Deutschland nicht mehr.“ Der von der Bahn geforderte Grundlagentarifvertrag verstoße gegen die Koalitionsfreiheit, die im Grundgesetz garantiert sei.
Suckale pocht auf andere Verträge
Bahn und GDL hatten ihre Verhandlungen über den Grundlagentarifvertrag am Montag ohne Einigung beendet. Die Bahn erklärte die Gespräche für „unterbrochen“, die GDL für „abgebrochen“. Der Vertrag soll die künftige Zusammenarbeit zwischen den Tarifpartnern regeln. Auf den eigentlichen Tarifvertrag haben sich Bahn und Lokführer schon lange geeinigt. Strittig ist, wo er gelten soll. Die GDL etwa wirft der Bahn vor, dass Lokführer der Tochter DB Zeitarbeit nach Vorstellungen des Unternehmens nicht von der Gewerkschaft vertreten werden dürften.
Bahn-Personalchefin Margret Suckale verglich das Vertragswerk mit einem Eisenbahnzug. „Die GDL will offenbar nur die Lok, also den eigenständigen Tarifvertrag“, sagte sie in Berlin. Die Moderatoren Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf hätten aber im Sommer 2007 verlangt, dass zwei Waggons dranhängen müssten, nämlich die beiden anderen Vereinbarungen. „Es ist eine Frage der Verlässlichkeit“, sagte Suckale.
Sie wies darauf hin, dass die Bahn den GDL-Lokführern bereits für März zusätzlich zum Gehalt einen Abschlag von 100 Euro zahle, obwohl die Verträge noch nicht unterschrieben seien. „Wir hätten das auch stoppen können“, sagte sie.
Tiefensee hat sich bislang nicht eingeschaltet
Der eigenständige Tarifvertrag, der unter anderem eine Lohnerhöhung von elf Prozent vorsieht, ist eine von insgesamt drei Vereinbarungen, die nach Meinung der Bahn mehr oder weniger gleichzeitig unterschrieben und umgesetzt werden müssen, nach Meinung der GDL aber nicht. Bei den beiden übrigen handelt es sich um den Grundlagenvertrag zwischen GDL und Bahn sowie ein Kooperationsabkommen zwischen der GDL und den Konkurrenzgewerkschaften Transnet und GDBA.
GDL und Bahn hatten sich im Januar unter Vermittlung von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee auf Grundzüge für den Entgelttarifvertrag geeinigt. In den aktuellen Streit schaltete sich der SPD-Politiker aber nach Schells Worten zunächst nicht ein. „Wir befürworten alles, was zur Konfliktlösung beiträgt“, sagte der Gewerkschaftschef.(dpa, AP)