Aktionäre schießen sich auf Infineon ein

Miese Zahlen, müde Chefs: Anlegerschützer sind verärgert über Oberkontrolleur Kley
MÜNCHEN Endlich eine gute Botschaft für Infineon: Der Chiphersteller heimste für einen Mobilfunkchip den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft ein. Mit dem Chip sei es möglich, die Herstellungskosten für Mobiltelefone um 30 Prozent zu senken, sagte Infineon-Vorstand Hermann Eul.
Die weiteren Nachrichten des Tages waren nicht ganz so positiv für Infineon. Die Hauptversammlung am 12. Februar rückt näher, und etliche Anleger wollen Konsequenzen aus den Milliarden-Verlusten und dem Qimonda-Desaster sehen. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sieht die Arbeit des Aufsichtsratschefs Max Dietrich Kley „sehr kritisch“. Sie erwäge, die Entlastung von Kley abzulehnen, sagte sie zur AZ. „Die Manager, die er zu Infineon gebracht hat, waren keine glückliche Wahl.“ Schon vor drei bis vier Jahren hätte Infineon außerdem einen strategischen Partner suchen müssen – die Entscheidung, allein in der Chip-Branche zu überleben, sei unsinnig gewesen.
Mittlerweile ist die Infineon-Aktie zum Zocker-Papier verkommen. Auch Hermes Equity Ownership Services, eine Tochter des Pensionsfonds von British Telecom, fordert, den Aufsichtsratschef nicht zu entlasten. Überhaupt solle das Kontrollgremium umgebaut werden. Die Branchenkrise allein will Hermes nicht als Entschuldigung für das Infineon-Desaster gelten lassen – schließlich habe sich der Aktienindex der Halbleiterbranche SOX weit besser gehalten als die Infineon-Aktie.
Währenddessen informierte am Montag Insolvenzverwalter Michael Jaffé die 1400 Münchner Beschäftigten der Infineon-Tochter Qimonda auf einer Betriebsversammlung über die Lage.
Die Münchner Qimonda-Angestellten stehen wie der Rest der 12000 Beschäftigten nach der Pleite vor einer ungewissen Zukunft. Jaffé will jetzt mit der Arbeitsagentur über die Gründung einer Auffanggesellschaft für die Mitarbeiter beraten. sun