Abzocke? Und ob!
"Für Verbraucher gilt: Sparen kann nur, wer wenig verbraucht." Andreas Jalsovec über die aktuellen Benzinpreise.
Das hatten wir uns schon gedacht: Kaum ist das Pfingstwochenende vorbei, schon tut das Tanken nicht mehr so weh. Um bis zu sechs Cent ist Sprit billiger als noch vor drei oder vier Tagen. Da sag’ noch einer, die Rekordmarken an Tankstellen hätten nichts mit dem Ferienbeginn zu tun.
Es wäre ja auch ein Wunder, wenn auf Profit ausgerichtete Energiekonzerne eine solche Situation nicht ausnutzen würden: Fahren alle auf einmal zur Tankstelle, dann steigt der Preis. Das gilt nicht nur für die Ferien.Wer die Notierungen an den Zapfsäulen beobachtet, stellt fest: Auch zu Stoßzeiten morgens und am späten Nachmittag sind Benzin und Diesel teurer. Und vor Wochenenden, zumal vor langen, gehen die Preise ebenfalls nach oben. Ist das Abzocke? Natürlich ist es das. Die Aufschläge, die die Benzin-Konzerne in solchen Situationen kassieren, gehen deutlich über das hinaus, was der Markt rechtfertigt. Ihnen das aber nachzuweisen – daran beißen sich Kartellwächter regelmäßig die Zähne aus. Ändern würde daran auch eine Gewinnsteuer für die Ölmultis nichts, wie sie Forscher jetzt vorschlagen. Die Kosten dafür würden die Konzerne flugs auf den Spritpreis umlegen.
Für Verbraucher gilt ohnehin: Selbst ohne Monopolgewinne bleibt Benzin teuer – so wie alle anderen Energiearten auch. Sparen kann daher nur, wer wenig verbraucht. Beim Auto geht das mit spritsparenden Fahrzeugen. Das Steuersystem sollte daher ihre Anschaffung belohnen. Davon profitieren am Ende die Verbraucher – und die Umwelt.
Der Autor ist Wirtschaftsredakteur der Abendzeitung.
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