Abschied vom Postamt
Die Post schließt bis 2011 alle eigenen Filialen und will sie in Partner-Filialen, vor allem im Einzelhandel umwandeln. Mitarbeitern soll nicht gekündigt werden, ältere Mitarbeiter könnten aber zur Frühpensionierung gedrängt werden. Verdi will sich wehren.
Ursprünglich sollten 100 Filialen übrig bleiben. Jetzt gibt die Post doch alle 750 noch bestehenden eigenen Postämter auf. Bis 2011 werden sie in Partner-Filialen, vor allem im Einzelhandel, umgewandelt.
Von solchen Postagenturen und Post-Service-Shops gibt es schon 11000. Der Service darin sei nicht schlechter als in eigenen Filialen, betonte ein Post-Sprecher eilig. Die Kunden profitierten ja von längeren Öffnungszeiten.
Experten sind jedoch skeptisch. „Oft verkleinern private Betreiber das Produktangebot“, meint Eike Böttcher vom Branchendienst Posttip.de. Postagenturen beschränkten sich auf lukrative Dienste: Päckchen, Briefe und Briefmarken. „Für die Abwicklung großer Pakete braucht man Lagerkapazität – und die kostet.“
Verdi: „totalen Fehlentwicklung“
Auch bei der Gewerkschaft Verdi befürchtet man Nachteile für die Kunden. Von einer „totalen Fehlentwicklung“ spricht Anton Hirtreiter, bei Verdi Bayern zuständig für die Postdienste. Die Post gehe einen „weiteren Schritt in Richtung Service-Wüste“.
Nicht nur deshalb will sich Verdi gegen die Aufgabe der Filialen wehren. Zwar seien Kündigungen für die verbliebenen 2000 Filialmitarbeiter ausgeschlossen. „Aber wo die Kollegen dann hin sollen – das wissen wir nicht.“ Hirtreiter fürchtet: Die Post werde ältere Mitarbeiter zur Frühpensionierung drängen.
Bayernweit gibt es noch 98 Postfilialen, 27 davon schließen bis Jahresende. In München sind es noch zehn Filialen. Zwei davon machen heuer dicht. In Nürnberg sind es sechs von 20. Wer Schwierigkeiten hat, sein Paket loszuwerden, dem rät Posttip-Experte Böttcher, auf Abholdienste zurückzugreifen. Die seien mittlerweile durchaus erschwinglich.
aja
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