15 Tipps: So retten Sie Ihr Geld
Die weltweite Finanzkrise schlägt voll auf Deutschland durch. Immer mehr Bundesbürger sorgen sich um ihr Geld. Wie der Einzelne mit der Krise umgehen kann: die AZ beantwortet die 15 wichtigsten Fragen.
AZ: Ist mein Sparbuch noch sicher?
PROFESSOR MARTIN FAUST: Ja. Die Krise bei der Hypo Real Estate betrifft eine Spezialbank. Genossenschaftsbanken, Sparkassen sind von der Krise gar nicht betroffen. Sollten Großbanken in Schwierigkeiten geraten, wird wohl der Staat einspringen. Darüber hinaus sind Spareinlagen über den Einlagensicherungsfonds in voller Höhe abgesichert.
Was ist mit meinem Tages- oder Festgeld?
Alles, was auf Konten in Deutschland liegt, ist über den Einlagensicherungsfonds gesichert. Die Banken müssen den Sparern mitteilen, inwieweit die Einlagen gesichert sind. Vorsicht bei isländischen, türkischen oder dänischen Banken. Hier besteht unter Umständen nur eine Absicherung bis 20000 Euro.
Was ist mit Wertpapieren?
Wenn ich mein Geld in Anleihen, Aktien oder Investmentfonds angelegt habe, muss ich angesichts der Börsenturbulenzen mit Wertverlusten rechnen.
Was ist mit Lebensversicherungen?
Das Gleiche gilt für Lebensversicherungen. Auch da ist damit zu rechen, dass die Überschussbeteiligungen für dieses Jahr sinken werden.
Was bedeutet die Krise für mich, wenn ich einen Kredit haben will?
Die Banken werden in Zukunft verstärkt auf die Bonität der Kreditnehmer achten. Kann sein, dass Konsumentenkredite nicht mehr so leicht und nur zu höheren Zinsen zu haben sind.
Was bedeutet die Finanzkrise für die Konjunktur?
Die Krise wird die Konjunktur beeinflussen. In den USA und vermutlich in Europa wird es einen Abschwung geben. Das könnte die Arbeitslosigkeit wieder steigen lassen.
Müssen sich Bausparer und Häuslebauer Sorgen machen?
Ich erwarte nicht, dass es in Deutschland zu einer Kreditklemme kommen wird. Die Sparkassen und Geschäftsbanken werden weiter Hypothekenkredite geben.
Steigen die Zinsen?
Schwer zu sagen. Um die Konjunktur zu stützen, müssen die Notenbanken die Zinsen eigentlich senken. Allerdings spricht das Misstrauen am Markt für steigende Zinsen.
Was raten Sie Besitzern von HRE-Pfandbriefen oder -Anleihen? Sollen sie schnell ihre Papiere verkaufen?
Das würde ich nicht machen. Die Pfandbriefe der HRE und ihrer Tochter Depfa sind durch Immobilien abgesichert, und zwar stehen jeweils 60 Prozent des Immobilienwertes als Garantie für das Papier ein. Da ist also noch Luft, falls der Wert der Immobilien sinkt. Die Rückzahlung der Pfandbriefe ist deswegen in meinen Augen sicher.
Wie sieht es mit den Anleihen aus, die die HRE begeben hat?
Diese Anleihen sind zwar unbesichert, jedoch stehen den Verbindlichkeiten das Vermögen der HRE und damit insbesondere Hypothekenkredite gegenüber. Hier kann es jedoch im Falle einer Insolvenz der HRE aufgrund der Wertverluste der Immobilien Abschläge bei der Rückzahlung geben. Aber auch diese Anleihen würde ich erst einmal behalten.
as soll ein Anleger tun, wenn er dringend an sein Geld muss?
Ein Verkauf der Anleihen ist zu diesem Zeitpunkt – wenn überhaupt – nur zu sehr schlechten Konditionen möglich. Sicher gibt es zurzeit sehr spekulativ eingestellte Anleger, die HRE-Papiere kaufen, aber das reicht nicht, damit der private Anleger einen angemessenen Preis für seine Anleihe bekommt. Das dürfte besser werden, sobald die Liquidität der HRE sichergestellt ist. Die Bank ist ja im Kern gesund und überlebensfähig. Die Chancen, dass sämtliche Papiere am Fälligkeitstag zu hundert Prozent zurückgezahlt werden können, stehen gut.
Aber im Moment hat die Bank offensichtlich ein massives Problem. Was würde in Deutschland passieren, wenn die Hypo Real Estate zusammenbricht?
Im Aktien- und im Kapitalmarkt ginge das Vertrauen der Anleger und Emittenten untereinander endgültig verloren. Sehr viele institutionelle Investoren, also Versicherungen, Fonds und Pensionskassen haben Anleihen und Pfandbriefe der HRE. Diese müssten aufgrund der drohenden Verluste teilweise abgeschrieben werden.Die Papiere wären quasi unverkäuflich und man müsste abwarten, bis die Insolvenz bewältigt ist.
Wie lange würde es dauern, bis die Gläubiger bei einer Pleite der Bank an ihr Geld kämen?
Das könnte Monate oder Jahre dauern. Denken Sie nur an die Pleite der Herstatt-Bank – es hat 30 Jahre gedauert, bis die abgewickelt war.
Hat die Politik unter diesen Umständen überhaupt noch eine andere Wahl, als die Bank mit öffentlichen Mitteln zu retten?
Nein, und deswegen wird es auch ein Rettungspaket geben. Der Staat ist im Zuge dieser sehr dramatischen Entwicklung durch die privaten Banken eindeutig erpressbar geworden. Deutschland kann es sich einfach nicht leisten, dass der Markt – besonders für Pfandbriefe – zusammenbricht. Das würde Hypothekenbanken und die Landesbanken betreffen, die sich zu einem großen Teil über Pfandbriefe refinanzieren.
Wie ist es überhaupt zu dem Rückzug der Banken und der Versicherungswirtschaft gekommen? Von außen gesehen wirkt es doch überraschend, wenn aus einem Refinanzierungsbedarf von 35 Milliarden auf einmal ein 50-Milliarden-Loch wird.
Die Banken hatten zunächst noch keinen Einblick in die Bücher der Hypo Real Estate. Das war jetzt anders, und man hat allem Anschein nach noch einmal sehr konservativ nachgerechnet: Welche Anleihe, welcher Kredit wird in der nächsten Woche fällig, was muss in den nächsten Monaten gezahlt werden? Im Moment haben ja alle Banken Schwierigkeiten, frisches Geld zu bekommen. Bei einer zu optimistischen Kalkulation besteht die Gefahr, dass in wenigen Wochen bereits wieder über eine Erhöhung des Rettungspakets verhandelt werden müsste.
Professor Martin Faust lehrt an der "Frankfurt School of Finance and Management" Bank-Management.
Interview: Susanne Stephan, Matthias Maus
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