Autonomes Fahren: Laut Umfrage würden es fast alle Deutschen nutzen

Immer mehr Deutsche trauen selbstfahrenden Autos und Bussen eine große Zukunft zu. Aber es gibt auch Bedenken. Eine aktuelle Erhebung zeigt die Aufgeschlossenheit der deutschen Bevölkerung.
von  (elm/spot)
Kinder wissen genau, wie sich autonomes Fahren anfühlt.
Kinder wissen genau, wie sich autonomes Fahren anfühlt. © imago/Westend61/Jose Carlos Ichiro

Selbstfahrende Fahrzeuge spalten die öffentliche Meinung, doch die Zustimmung wächst. Laut einer aktuellen Erhebung des Digitalverbands Bitkom halten 53 Prozent der Deutschen autonomes Fahren für eine Technologie mit großer Zukunft. 43 Prozent sehen darin dagegen einen überschätzten Hype. 99 Prozent wären jedoch demnach grundsätzlich dazu bereit, in ein autonomes Verkehrsmittel zu steigen.

Breite Zustimmung für Bus und Bahn

Am größten ist in der Erhebung die Offenheit für autonome Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr: 72 Prozent würden U- oder S-Bahnen nutzen, wenn diese ohne Fahrer unterwegs sind. 70 Prozent sind zu Fahrten in autonomen Bussen bereit, 68 Prozent in kleineren Shuttle-Bussen. Auch im Individualverkehr ist das Vertrauen überraschend hoch: 57 Prozent können sich ein autonomes Privatauto vorstellen, 56 Prozent würden ein fahrerloses Taxi nehmen. Weniger Zustimmung gibt es bei Regional- oder Fernzügen (44 Prozent), Schiffen (34 Prozent) und vor allem Flugzeugen - hier liegt die Bereitschaft nur bei 27 Prozent.

Digitalisierung als Chance für die Mobilität

86 Prozent der Befragten sehen die Digitalisierung insgesamt als Chance für die Mobilität der Zukunft. 78 Prozent sind überzeugt, dass die deutsche Automobilindustrie ohne digitale Innovationen international nicht mehr wettbewerbsfähig bleibt. 77 Prozent wünschen sich deshalb eine engere Zusammenarbeit der Autobauer mit internationalen Tech-Konzernen.

Zugleich gibt es erhebliche Bedenken: 66 Prozent fürchten Abhängigkeiten von kritischen Rohstoffen, 64 Prozent befürchten negative Folgen von Handelskonflikten. 58 Prozent sehen die Einschränkung klassischer Verbrennungsmotoren kritisch, 44 Prozent machen sich Sorgen über fehlende Ingenieurinnen und Ingenieure mit IT-Kompetenz.

Viele wären bereit, auf das eigene Auto zu verzichten

Unter bestimmten Bedingungen könnten sich zwei Drittel der Autobesitzer vorstellen, auf den eigenen Wagen zu verzichten. Wichtige Voraussetzungen sind ein besser ausgebauter Nahverkehr, höhere Zuverlässigkeit, mehr Komfort und geringere Kosten. Schon heute nutzen 34 Prozent Bike-Sharing, 32 Prozent E-Scooter-Sharing und 30 Prozent Car-Sharing-Angebote. Gleichzeitig sagen 51 Prozent, sie würden Car-Sharing nutzen, wenn es in ihrer Umgebung verfügbar wäre.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Straßenverkehr stößt ebenfalls auf Zustimmung: 88 Prozent befürworten Systeme, die freie Parkplätze anzeigen, 83 Prozent wünschen sich vernetzte Ampeln, die sich am Verkehrsfluss orientieren. 79 Prozent sehen Vorteile in Technik, die Übermüdung oder Alkohol am Steuer erkennt. 57 Prozent wären einverstanden, wenn KI riskantes oder zu schnelles Fahren automatisch korrigiert.

Erwartungen an Politik und Infrastruktur

Von der Politik erwartet die Bevölkerung konkrete Investitionen. 64 Prozent wünschen sich die Sanierung oder den Neubau von Autobahnen. 63 Prozent fordern eine smarte Verkehrssteuerung, etwa durch intelligente Ampeln. 58 Prozent befürworten die Förderung neuer Angebote wie autonomer Sammeltaxis, und 53 Prozent sprechen sich für einen besseren Mobilfunkausbau entlang von Straßen- und Bahnstrecken aus.

Die Ergebnisse zeigen daher ein ambivalentes Bild: Einerseits eine deutliche Mehrheit, die die Chancen von Autonomie und Digitalisierung sieht, andererseits starke Sorgen vor Abhängigkeiten und Risiken. Autonomes Fahren ist für viele Deutsche längst mehr als ein technisches Experiment und gilt für eine Mehrheit als realistisches Zukunftsszenario.

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