Apple: EU sollte Digitalgesetz DMA abschaffen

Apple sieht sich durch das europäische Digitalgesetz DMA systematisch benachteiligt. Das Gesetz sorge nicht für mehr Wettbewerb, sondern mache die Qualität der Geräte nur schlechter.
von  dpa
Apple hat die EU aufgefordert, ihr Wettbewerbsgesetz DMA abzuschaffen. (Archivbild)
Apple hat die EU aufgefordert, ihr Wettbewerbsgesetz DMA abzuschaffen. (Archivbild) © Julian Stratenschulte/dpa

Der iPhone-Hersteller Apple hat die Europäische Union aufgefordert, ihr Wettbewerbsgesetz DMA, den Digital Markets Act, aufzuheben. Die extreme Auslegung des Gesetzes durch die Europäische Kommission habe nicht den Wettbewerb gefördert, sondern nur neue Schwachstellen geschaffen, heißt es in einer Stellungnahme des US-Konzerns an die EU-Kommission im Zuge eines offiziellen Überprüfungsverfahrens ("DMA-Review").

Zu den zahlreichen Kritikpunkten, die Apple auf 25 Seiten ausführt, gehört etwa die erzwungene Öffnung der Art und Weise, wie Programme auf dem iPhone installiert werden können. Der DMA hatte Apple dazu gezwungen, neben dem eigenen App-Store auch alternative Marktplätze für Anwendungen zuzulassen.

Alternative Stores bringen Pornografie auf das iPhone

Aus Sicht von Apple hatte das fatale Folgen: "Die Europäische Kommission hat den DMA dazu genutzt, um eine kompliziertere, weniger vertrauenswürdige Praxis zu schaffen, die unseren Nutzern völlig neue Gefahren bringt. Sie hat Betrügern und Malware Tür und Tor geöffnet und neue Kategorien von Apps auf das iPhone gebracht – wie Pornografie –, die Apple nie zugelassen hat und die Kinder neuen Risiken aussetzen." 

Apple beschwert sich in dem Papier auch darüber, dass es in der EU unterschiedliche Regeln für unterschiedliche Unternehmen gebe. So sei Samsung im Gegensatz zu Apple nicht als sogenannter Gatekeeper eingestuft worden, obwohl der südkoreanische Konzern in Europa Marktführer bei Smartphones sei.

Apple sieht sich unter verschärfter Beobachtung

Außerdem habe die EU-Kommission ihre Durchsetzungsmaßnahmen fast ausschließlich auf Apple konzentriert. Der iPhone-Konzern sei fünfmal von der Kommission ins Visier genommen worden – "mehr als alle anderen Unternehmen zusammen".

Die Kommission habe auch viel schneller Entscheidungen gegen Apple getroffen. "Die Untersuchungen anderer Gatekeeper kommen nur schleppend voran, während die Kommission ihre Kampagne zur Neugestaltung des iPhones vorantreibt." Apple beklagte auch eine "beispiellose Geldstrafe wegen angeblicher Nichteinhaltung einer gesetzlichen Bestimmung". 

Der US-Konzern war im April dieses Jahres dazu verdonnert worden, eine Strafe von 500 Millionen Euro zu zahlen. Apple hatte nach Ansicht der EU-Kommission die App-Entwickler daran gehindert, Nutzer auf alternative und möglicherweise günstigere Angebote außerhalb des App-Stores hinzuweisen.

Fehlende Funktionen wegen DMA

Apple schreibt nun, die drohenden Geldstrafen hätten dazu geführt, dass man in der Europäischen Union bestimmte Funktionen für das iPhone und andere Geräte nur mit Verzögerung oder gar nicht einführen könne. Als Beispiel nannte Apple die Funktion der Live-Übersetzung von Gesprächen in unterschiedlichen Sprachen durch die neueste Generation der AirPods-Kopfhörer. Bei der Öffnung des Systems für Kopfhörer anderer Hersteller müsse unbedingt vermieden werden, dass diese die Inhalte der Gespräche auswerten können. 

"Wir haben Live-Übersetzung so konzipiert, dass Unterhaltungen unserer Nutzerinnen und Nutzer privat bleiben – sie werden direkt auf dem Gerät verarbeitet und sind für Apple nicht zugänglich", erklärte das Unternehmen in einem Blogeintrag. Teams von Apple arbeiteten derzeit an technischen Lösungen, um sicherzustellen, dass die Inhalte auch nicht an andere Unternehmen oder Entwickler weitergegeben werden.

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