Amazon streicht rund 14.000 Bürojobs

Der Vormarsch Künstlicher Intelligenz eröffnet Unternehmen neue Wege, Geld zu sparen. Amazon setzt nun in großem Stil den Rotstift bei Bürojobs an.
Andrej Sokolow und Wolf von Dewitz, dpa |
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Der weltgrößte Onlinehändler Amazon streicht rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. (Archivbild)
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon streicht rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. (Archivbild) © Wolf von Dewitz/dpa
Seattle

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon streicht rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. Das Unternehmen erklärte den Abbau in einer Mitteilung mit Änderungen in der Organisation in Zeiten Künstlicher Intelligenz. Die Versandaktivitäten in Deutschland und anderen Ländern dürften nicht unter dem Abbau bei den Bürojobs leiden.

Inwiefern Arbeitsplätze in Deutschland von den Kürzungen betroffen sind, war zunächst unklar.

Umbau für KI

Amazon warf selbst die Frage auf, warum man zu Kürzungen greife, während die Geschäfte gut liefen. Man dürfe nicht vergessen, dass die Welt sich rasch verändere, hieß es als Antwort. Der Konzern verwies auf die aktuellen Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz, die schnellere Innovationen erlaubten. Deshalb müsse man sich als Unternehmen möglichst schlank aufstellen.

Schon seit Monaten wird darüber diskutiert, ob KI-Software wie ChatGPT oder Claude von dem von Amazon unterstützten Entwickler Anthropic viele Bürojobs überflüssig machen könnte. Denn die Programme können nach Darstellung der Entwicklerfirmen zum Teil im Alleingang Wissensaufgaben erledigen und Verwaltungsprozesse automatisieren. Die Entwicklung bekamen bisher unter anderem Beschäftigte in Programmiererjobs zu spüren - denn KI ist gut darin, Software-Code zu schreiben.

Keine Folgen für Lieferungen

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland dürften die Folgen der Jobkürzungen wohl nicht zu spüren bekommen. Zum einen geht es nur um die Verwaltung, also nicht um die Beschäftigten in den riesigen Lagerhallen. Und die Paketzusteller, die die Sendungen zustellen, sind gar nicht direkt beim Unternehmen angestellt, sondern als Subunternehmer tätig - ein Umstand, den die Gewerkschaft Verdi schon seit Jahren kritisiert. Generell ist Verdi schlecht auf Amazon zu sprechen - das Unternehmen lehnt es seit Langem ab, einen Tarifvertrag abzuschließen.

Amazon investiert zugleich deutlich stärker in Deutschland als früher, 2024 waren es Unternehmensangaben zufolge rund 14 Milliarden Euro und damit zwei Milliarden mehr als 2023. Laut Aussage von Deutschlandchef Rocco Bräuniger bei einer Firmenpräsentation im September soll weiter stark investiert werden. Damals war von Jobkürzungen noch keine Rede. Die Investitionen fließen zum großen Teil in eine bessere Automatisierung der Logistikabläufe - so werden immer mehr Roboter eingesetzt, die den Menschen Arbeit abnehmen sollen. 

Insgesamt rund 40.000 Jobs in Deutschland

Der US-Konzern hat in Deutschland gut 40.000 Beschäftigte an mehr als 100 Standorten, darunter Sortier- und Logistikzentren, Verwaltungsbüros in München und Berlin sowie Entwicklungsstandorte - so wird in Aachen daran getüftelt, dass der Sprachassistent Alexa besser wird und auch deutsche Dialekte gut versteht. Auch Rechenzentren der Cloud-Sparte AWS (Amazon Web Services) gehören dazu. Personell ging es zuletzt in Deutschland deutlich nach oben, binnen eines Jahres hat das Unternehmen 4.000 Arbeitsplätze aufgebaut.

Berichte über noch größeren Abbau

Amazon verwies in der Mitteilung darauf, dass gleichzeitig neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen geschaffen würden. Die meisten betroffenen Beschäftigen sollen zudem 90 Tage Zeit bekommen, sich im Unternehmen nach anderen Positionen umzusehen. Unter anderem das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf informierte Personen, von dem Abbau könnten bis zu 30.000 Jobs in mehreren Wellen betroffen sein. Mit dem gleichzeitigen Aufbau in anderen Bereichen könnte das auch stimmen.

Größter Onlinehändler in Deutschland

Grob gesagt 60 Prozent des Onlinehandels in Deutschland entfällt auf Amazon - dies inklusive des Marktplatzes, bei dem andere kleinere Händler Amazon als Verkaufsplattform nutzen. 

Das Bundeskartellamt verfolgt die Entwicklung von Amazon kritisch und geht gegen das US-Unternehmen vor - die Wettbewerbshüter sehen eine "überragende marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb". Die Bundesbehörde hat Bedenken angemeldet, dass Amazon seine Marktmacht zulasten von Verbrauchern und anderen Händlern ausnutzt. Es laufen zwei Verfahren gegen Amazon. Bei dem einen geht es um den Vorwurf der Preiskontrolle - dabei wurde Amazon bereits eine Abmahnung zugestellt. Das ist noch eine vorläufige Einschätzung, Amazon hat nun die Möglichkeit zu einer Stellungnahme.

Amazon am Paketmarkt immer wichtiger

Amazon wird nicht nur als Onlinehändler, sondern auch als Paketfirma immer wichtiger: Bei dem Onlinehändler bestellte Ware wird zwar auch von Logistikern wie DHL zugestellt, zu einem größeren Anteil aber auch von Amazon selbst. Laut Bundesnetzagentur ist Amazon am Paketmarkt bereits die Nummer 2 in Deutschland, zwischen 15 und 25 Prozent der zugestellten Sendungsmengen entfallen auf das US-Unternehmen. DHL hat einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent und damit wesentlich mehr als Hermes, DPD, UPS und GLS, die nur bei 5 bis 15 Prozent liegen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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