XF Sportbrake: Die Lust mit der Last

Edinburgh - Die Sache war wirklich überfällig. Rundum verdienen sich die Premium-Hersteller mit großen Kombis goldene Nasen. Und Jaguar durfte nur zuschauen. Das ist bald vorbei. „Endlich, endlich kommt er“, sagt Axel Ecke vom Jaguar Deutschland. Er meint die aus seiner Sicht „stilvolle Alternative“, den neuen XF Sportbrake. Die AZ hat den Newcomer schon ausprobiert.
Kurze Zusammenfassung: Das Konzept der Briten passt. Aber mit ein paar kleinen Einschränkungen. Bis zur B-Säule ist der Sportbrake ein ganz normaler XF. Und dann folgt ein Kombiheck, das sich vor den Premium-Platzhirschen meist deutscher Herkunft definitiv nicht zu verstecken braucht. Schick, ein bisschen höher als die Limousine, mit kräftig aufgetragenem Chromschmuck: Der Wagen passt vor den Baumarkt und vor die Oper.
Die praktischen Talente des Sportbrake sind wettbewerbsfähig: Der Kofferraum misst 540 Liter, nach dem sehr einfachen Umklappen der geteilten Rücksitzlehnen mit zwei Zughebeln ergibt sich eine ebene und knapp zwei Meter lange Ladefläche – Volumen 1675 Liter. Für die Heckklappe gibt es eine Zuziehautomatik, optional öffnet und schließt sie per Knopfdruck. Jaguar packt in alle XF Sportbrake eine selbst nivellierenden Luftfederung für die Hinterachse. Die gleicht auch schwere Beladung aus.
Die Fahrdynamik bleibt auch im Kombi unbeeinträchtigt. Es ist eine Lust, den Sportbrake durch Kurven zu scheuchen. Und ihn entrückt vom schnöden Alltagsgeschehen über den Motorway zu pilotieren. Anders als die Limousine gibt es den Sportbrake nur mit Dieselmotoren. Den Einstieg gibt der 2.2-Liter mit 200 PS. Der bringt es auf einen Mix-Verbrauch von eher bescheidenen 5,1 Litern und sorgt in Verbindung mit der generell verbauten Achtgang-Automatik für mehr als ausreichende Fahrleistungen. In Zahlen ausgedrückt: 8,8 Sekunden für den 100er-Sprint, 214 km/h Spitze.
Aber gerade bei einer Raubkatze britischer Herkunft darf es gern auch ein bisschen mehr sein. Drei Liter Hubraum, 240 oder als Version S 275 PS machen dann doch noch deutlich mehr her und auch mehr Spaß (7,1 und 6,6 Sekunden, 240 und abgeregelte 250 Spitze. Und 6,2 Liter Normverbrauch sind auch nicht so übel.
Wie will Jaguar mit dem XF Sportbrake gegen die Konkurrenz vom Schlage eines 5er BMW Touring, eines Audi A6 Avant oder eines Mercedes E-Klasse T-Modells bestehen? Technisch kann er gut mithalten, die Marktbegleiter aber eher nicht distanzieren. Und bei der Bedienbarkeit etwa des Navi-Radio-Systems ist Jaguar nicht so ganz up to date. Also müssen es die Verarbeitung und der Mythos Jaguar richten. Keine einfache Sache: Leder und Edelholz gibt es auch anderswo, der Mythos ist durch die zwischenzeitliche Liaison mit Ford ein wenig angekratzt.
Es wird also nicht einfach für den britischen Newcomer. Denn auch bei den Preisen (ab 48 550 Euro) reiht er sich ins Kollegenfeld ein. Der Sportbrake ist der passende Wagen für alle, die mit ihrem Untersatz ein Statement in Sachen Individualität abgeben wollen. Und die viel Platz brauchen. Für eine möglichst praxisgerechte Ausstattung hat Jaguar viel getan – von der Schutzdecke an der Ladekante bis zur Taschenlampe und der (leider nur ansteck- und nicht schwenkbaren Anhängerkupplung – 1850 Kilo darf der Sportbrake ziehen.