Peugeot macht Platz

Ab Mitte Mai kommt bei den Franzosen mit dem neuen 308 Kombi namens SW ein ganz besonders wichtiges Familienmitglied dazu.
München - Von Peugeot hat man in der letzten Zeit eigentlich nur Hiobsbotschaften gehört. Die Firma mit dem Löwen im Logo hat sich jetzt die Chinesen mit ins Auto geholt, um die drohende Pleite abzuwenden. Die schwache Finanzsituation ist kaum zu verstehen, denn die neuen Modelle vom kleinen 208 bis zum Flaggschiff 508 verkaufen sich wirklich nicht schlecht.
Eine wichtige Stütze ist der neue 308 SW. Er ist kein auffällig gestyltes Auto. Gerade Linien, klare Karosseriestruktur, kein Firlefanz stört die elegante Linienführung des 4,58 Meter langen Kombi. Als Hingucker dient die LED-Lichtkette des Tagfahrlichts, die dem Peugeot ein unverwechselbares Gesicht verleiht. Vielleicht war es die schlichte Eleganz, die eine 58-köpfige Jury überzeugte, den 308 SW mit dem Preis „Car of the Year 2014“ zu prämieren.
Der Innenraum des französischen Kombis bietet fünf Personen komfortabel Platz. Auf den 60:40 teilbaren Rücksitzen können auch Große ihre langen Beine bequem platzieren.
Anders sein als die Anderen – diesen Anspruch erfüllt natürlich auch Peugeot beim 308 SW. Obwohl etliche Chrom-Applikationen und beim Testwagen (Modellvariante Allure) Ledersitze das Ambiente aufpeppten, verströmte der Innenraum mit dem futuristisch anmutenden Armaturenbrett ein fast puristisches Flair.
Im stylischen Kombiinstrument bewegen sich die Zeiger gegenläufig, das sorgt schon mal für Aufmerksamkeit. Um zu vermeiden, dass das Lenkrad nicht die Hälfte der Instrumentierung verdeckt, hat Peugeot dem 308 SW ein kleines Lenkrad verpasst, das man dennoch in der tiefsten Stellung fixieren sollte.
Dem Purismus geschuldet ist auch, dass der Krieg der Knöpfe bei Peugeot nicht stattfindet. Es gibt sie einfach nicht mehr. Alle Funktionen wie Klima, Multimedia, Navigation, Telefon oder der Zugang zu verschiedenen Apps werden per Touchscreen über den fast zehn Zoll großen Bildschirm gesteuert. Das ist gewöhnungsbedürftig, lenkt aber, so Peugeot, weniger vom Verkehr ab als das Bedienen etlicher Knöpfe und Hebel.
Trotzdem wünscht man sich etwa für die Klimaautomatik oder das Radio die vertrauten Knöpfchen. Der kurze Dreh damit geht ganz bestimmt schneller als die Wahl über ein Untermenü.
Sehr schlau ist die Variabilität des Kofferraums. Mit 610 Litern gehört er zu den Größten im Segment. Will man auf eine Ladelänge von rund zwei Metern und ein Volumen von 1660 Litern vergrößern, lässt sich das mit einem Hebelzug an der Seitenwand bewerkstelligen.
Dann senken sich die Rücksitze in den Fahrzeugboden und es entsteht eine ebene Fläche, begrenzt (je nach Modelltyp) von Schienen, bestückt mit Haken, in die man ein Netz zur Sicherung des Ladeguts spannt.
Im Testwagen (Allure ab 29 250 Euro) sorgte ein 2,0 Liter Blue HDi-Diesel mit 150 PS und Automatik-Getriebe für Vortrieb. Peugeot gibt für diesen Motor einen kombinierten Verbrauch von 4,2 Liter an. Beim ersten AZ-Ausflug waren es 7,1 Liter. Auch das ein guter Wert bei ziemlich flotter Fahrweise, der sicher auch dank der Gewichtreduzierung von 140 Kilo gegenüber dem Vorgängermodell erreicht werden konnte.
Die Power reichte total aus, die eigentliche Überraschung war das Wandler-Getriebe, das unglaublich weich die Gänge einlegte. Bravo Peugeot.
Ähnlich beeindruckend das 1,2-Liter-e-THP-Dreizylinder-Triebwerk mit 130 PS (ab 20 450 Euro). Die Franzosen haben es geschafft, dem sonst eher etwas dünn klingenden Motor einen festen, knurrigen Sound zu verpassen. Dabei hat es Peugeot geschafft, dass die drei Zylinder ein tolles Drehmoment liefern und beim kleinsten Druck aufs Gaspedal sofort hellwach sind.
Das unterstrich der 308 SW bei einer speziellen Testfahrt. 2,85 Liter auf 100 Kilometer schluckte der Motor. Das entspricht einer Reichweite von 1810 Kilometer mit einer Tankfüllung. Versuchen Sie das mal zu toppen.