ZZ Top: Doppelt klingt besser
ZZ Top, die legendären Bluesrocker präsentieren sich auf ihrer neuen DVD. So, wie sie einmal waren, so wie sie nun sind.
Es gibt so zentrale Fragen in der Welt des Rocks, an der sich die Geister ewiglich scheiden. Etwa waren AC/DC mit Bon Scott oder mit Brian Johnson als Sänger besser? Waren Kiss in ihrer geschminkten Phase die wahren Kiss oder sind sie es erst, als sie sich des Make-Ups entledigt haben? Sind Deep Purple ohne Gitarren-Genie Ritchie Blackmore eigentlich noch Deep Purple? Können Black Sabbath ohne Frontsirene Ozzy Osbourne überhaupt richtig einen Schwarzen Sabbath zelebrieren?
Eine dieser elementaren Fragen rankt sich auch um das Trio ZZ Top. Die Karriere der „Little ol’ band from Texas“ teilt sich grob in zwei Episoden. Die Zeit bis 1983, die Zeit vor „Eliminator“, als sie puristischen Bluesrock von immenser Intensität schufen und die Zeit danach, als die texanischen Rauschebärte die Synthesizer für sich entdeckten und danach definitiv ihre kommerziell erfolgreichste Phase einläuteten, dabei aber auch die Fans der ersten Stunde etwas verschreckten. Jetzt haben ZZ Top beide Schaffensphase auf einer DVD verewigt, „Double Down live“ heißt das Werk. Auf Disc 1 wird der legendäre Auftritt aus dem Jahre 1980 gezeigt, als ZZ Top in der Essener Grugahalle, im „Rockpalast“, ein unvergessliches Blues-Feuerwerk abfeuerten. Der Auftritt zeigt ZZ Top, wie sie eben waren, puristisch, minimalistisch, aber von einer Energie, die ihres gleichen suchte, mit kleinsten Gesten begeistern sie, mit den feinen Momenten und einem Zusammenspiel, das so exakt ist, dass man sich immer wieder nur wundern kann, wofür andere Bands zu fünft oder sechst auf der Bühne sein müssen, wenn drei geniale Musiker offensichtlich reichen.
Die zweite Disc dokumentiert die Europatournee im vergangenen Jahr, ein bisschen ein Roadmovie, mit Interview-Sequenzen und Backstage-Aufnahmen. Hier gibt es nicht diesen natürlichen Fluss, den ein Konzert eben hat. Doch das wichtigste ist, zum Teil werden die gleichen Songs, etwa „Waitin' For The Bus“, „I'm Bad, I'm Nationwide“ oder „La Grange“, gespielt wie fast 30 Jahre zuvor, hier kann jeder entscheiden, für welche Version von ZZ Top sein Herz schlägt. Mit „Double Down live“ kann man eine der kardinalen Frage des Rocks beantworten. Und so mancher wird feststellen, es schlagen zwei Herzen in der Fanbrust.
Matthias Kerber
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