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Kultregisseur Franz Xaver Bogner zu Besuch bei der AZ: Nach der Studio-Produktion „Der Kaiser von Schexing“ will er wieder eine Serie in der Münchner Innenstadt drehen
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Kultregisseur Franz Xaver Bogner zu Besuch bei der AZ: Nach der Studio-Produktion „Der Kaiser von Schexing“ will er wieder eine Serie in der Münchner Innenstadt drehen

AZ: Herr Bogner, welchen Bezug haben Sie zur Abendzeitung?

FRANZ XAVER BOGNER: Ich bin mit der AZ aufgewachsen. Ich habe sie bis heute abonniert und für mich trifft sie ein Lebensgefühl, das ich mit München verbinde. Und ich habe auch schon Geschichten aus der AZ aufgenommen, meist kleine Skurrilitäten.

Manche sagen, der Bogner zeigt München origineller und viel weniger schickimicki, als es in Wahrheit ist.

Find’ ich in Ordnung, ich bin ja kein Sozialkritiker. Und ich finde München nicht schicki-micki, das sind halt ein paar Leut’, oder? Vielleicht ist das auch Selektion, weil ich die so langweilig find’, dass ich sie gar nicht sehe. Ich gehe jeden Samstag am Viktualienmarkt einkaufen, und ich weiß, wie die Leut’ da sind und wie sie mit jemandem reden, der erkennbar ihren eigenen Dialekt spricht und kein Tourist ist. Und wenn ich in die Oper gehe, interessiert mich der Türsteher halt mehr als der Dirigent, weil der ist eh Japaner.

Nach „München 7“ sind Sie mit dem „Kaiser von Schexing“ wieder raus aus der Stadt. Wie lange machen Sie das noch?

Ich schneide jetzt l die vierte Staffel „Schexing“, die im Herbst gesendet wird. Im Sommer drehe ich dann auf jeden Fall nochmal vier lange Folgen, also Staffel fünf.

Und danach?

Danach würde ich gerne wieder etwas in der Münchner Innenstadt machen.

Eine Wiederauflage von „München 7“?

Vielleicht wird es das. Auf jeden Fall soll es vom Gefühl und der Atmosphäre her „München 7“ ähnlich sein.

Der BR und viele andere Leute würden das wohl gerne sehen.

Ich kann reden, mit wem ich will, es sagen alle: „Wann geht ,München 7’ weiter?“. Meine Kinder auch. Die erfinden schon gar keine Ausreden mehr, warum sie Schexing nicht anschauen.

„München 7“ hatte unglaublich viele junge Fans. War das Ihre Absicht?

Nein, das kann man nicht planen. Ich glaube, es hat viel mit Andreas Giebel zu tun. Er ist ein Münchner Gwachs und für die Rolle perfekt. Wenn der Giebel auf den Marienplatz rausgegangen ist und nach links und rechts gschaut hat, hat man immer das Gfühll ghabt, das alles gehört ihm. Und er kennt in der Innenstadt auch jede Kneipe, in die es sich lohnt, reinzugehen.

Sie dürfen ja beim BR mehr oder weniger machen, was Sie wollen. Spüren Sie dennoch einen Quotendruck?

Zu mir sagt keiner, „Wenn du nicht die Quote X hast, fällst du raus“. Aber trotzdem ist die Quote das Entscheidungskriterium schlechthin geworden. Es ist nun mal so: zweistellig ist gut. Und wenn du dann eine einstellige Zahl siehst, spürst du den Druck ganz automatisch. Wenn auch nicht so schlimm wie bei den Privaten, wo sie nach zwei mauen Folgen die Sachen rausfeuern.

Wären Sie heute gern nochmal junger Filmemacher?

Ich denke, dass ich beruflich in einer goldenen Zeit aufgewachsen bin. Die Experimentierfreudigkeit war viel größer, man hat weit mehr inhaltlich entschieden und nicht nach irgendwelchen PR-Mustern. Die Jungen werden heute viel stärker gedrängt, konformistisch zu arbeiten.

Haben die Öffentlich-Rechtliche zu wenig Mut?

Ich finde ja. Nicht nur der Redakteur braucht Mut, sondern auch der Produzent und der Autor. Und da muss man auch mal bereit sein, zu kämpfen. Sonst entsteht nichts Auffälliges. Dem Rosenmüller sieht man seine Sachen an, der hat schon Mut. Gleichzeitig wird heute von ihm dann nach dem ersten Erfolg eine derartige Schlagzahl erwartet, das ist auch eine Last.

Dass Rosenmüller seine Trilogie „Beste Zeit“, „Beste Gegend“, „Beste Chance“ nach einem Zitat aus „Irgendwie und Sowieso“ benannt hat – wie finden Sie das?

Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, dass ich stolz drauf bin.

Können Sie sich selbst den Kult um diese Serie erklären?

Es ist so: Ich werde im Grunde immer auf drei Serien angesprochen: „Irgendwie und Sowieso“, „Zur Freiheit“ und „München 7“. Und ich glaube, das hat mit den Haupt-Charakteren dieser Serien zu tun. Der Sir, die Paula und der Xaver, das sind alles drei Leute, an denen man nicht vorbeikam und die nicht angepasst waren. Auf gut deutsch: die sich nix gschissn ham.

Tina Angerer

Video: Bogner als Blattkritiker bei der AZ

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