Zehn Tage in die Hölle abgesteigen

Vor einem Monat erfuhr der Bestseller-Autor, dass er Krebs hat. In seiner Kolumne in einer schwedischen Zeitung beschreibt Henning Mankell, wie er nach der Diagnose in ein tiefes Loch fiel
Julia Wäschenbach |
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Vor einem Monat erfuhr der Bestseller-Autor, dass er Krebs hat. In seiner Kolumne in einer schwedischen Zeitung beschreibt Henning Mankell, wie er nach der Diagnose in ein tiefes Loch fiel
 

Ich erinnere mich an die Zeit nur wie an einen Nebel, einen mentalen Schüttelfrost, der von Zeit zu Zeit in ein eingebildetes Fieber umschlug“, schreibt der schwedische Bestseller-Autor Henning Mankel in seiner Kolumne in der Zeitung „Göteborgs Posten“, in der er in unregelmäßigen Abständen über seine Krebs-Erkrankung berichtet.

„Kurze klare Momente der Verzweiflung. Und aller Widerstand, den ich mit meinem Willen mobilisieren konnte“, geht Mankells zweiter Eintrag weiter. „Im Nachhinein kann ich nun an das Ganze wie an einen langen Albtraum denken, der keine Rücksicht darauf nahm, ob ich schlief oder wach war. Dann fing ich an, aus meinem Loch zu klettern.“

Mankell erlebte die erst kürzlich, Anfang Januar, diagnostizierte Erkrankung als „zehn Tage langen Abstieg in die Hölle“. Krebs habe viel mit Warten zu tun, schrieb der Autor der berühmten Romane um den schwedischen Kommissar Wallander aus Ystad. Das sei notwendig. Aber: „Natürlich ist da eine große Hilflosigkeit während dieses Wartens.“

Am schlimmsten sei es für ihn gewesen, auf die Nachricht zu warten, ob sich die Metastase in seinem Halswirbel in sein Gehirn ausgebreitet habe. „Als Eva (Mankells Frau) und ich bei Doktor M. saßen und sie sagte, dass sie nichts in meinem Gehirn gefunden hätten, war das ein großer Augenblick der Befreiung.“

In den vergangenen Wochen habe er endlos viele Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen. „Jetzt, Anfang Februar, ist etwa ein Monat vergangen, seit mein Krebs entdeckt wurde. In einigen Tagen fangen meine Behandlungen in vollem Umfang an. Das erste Warten ist also vorbei“, schrieb Mankell. „Wenn man einen Kriegsvergleich wählt, fühlt es sich an, als ob die Kavallerie endlich vom Waldrand aus die Feinde angreift, die in meinen Körper eingedrungen sind.“

Für die Unterstützung von Ärzten und Pflegern sei er dankbar, schrieb Mankell. „Ein anderes Warten nimmt nun seinen Anfang. Aber anders als vor einem Monat bin ich es nun, der in die Offensive geht.“

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