Wüster Wüstentrip

Ein Scheich lädt Carrie & Co. in „Sex and the City 2“ nach Abu Dhabi ein. Das kommt den alltagsgenervten Freundinnen gerade recht
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Ein Scheich lädt Carrie & Co. in „Sex and the City 2“ nach Abu Dhabi ein. Das kommt den alltagsgenervten Freundinnen gerade recht

Die schockierendste Nachricht vorneweg: In „Sex and the City 2" kauft Carrie ein Paar Schuhe, das nur 20 Dollar kostet! Aber keine Angst. Auch in Zeiten der Krise muss das Publikum mit seinen Heldinnen aus der TV-Kultserie nicht auf Schnäppchenjagd gehen. Hier wird nicht gespart, schon gar nicht bei den Kleidern. Besagtes Paar Schuhe wird in einem arabischen Basar erstanden und der Preis ist dem Währungsgefälle zwischen Abu Dhabi und New Yorker zu verdanken (siehe Kino-Stadt Seiten 2, 3, 8, 9).

Dennoch: Die Wirtschaftskrise regnet auch ein wenig in die schöne heile Konsumwelt von „Sex and the City" herein. Carrie (Sarah Jessica Parker) und ihr Mann (Chris Noth), der im Büro zwischen Beziehungsdebatten besorgt auf Monitore mit Börsenwertkurven blickt, haben das Luxusapartment hoch über Manhattan gegen eine geräumige Wohnung in der zwölften Etage eingetauscht. Ein überschaubarer sozialer Abstieg, bei dem immerhin das Grundrecht auf einen begehbaren Schuhschrank gewahrt bleibt. Aber schon zum zweiten Hochzeitstag gibt es keine Juwelen mehr, sondern einen Flachbildschirm fürs Schlafzimmer. Für Carrie ein sicheres Anzeichen dafür, dass das Champagner-Gefühl der Liebe schon bald verloren sein wird. Auch die Freundinnen kämpfen mit den Schattenseiten der Etablierung. Miranda (Cynthia Nixon) hat genug von den Anfeindungen ihres Chefs und kündigt den Job in der Rechtsanwaltskanzlei.

Charlotte (Christin Davis) flüchtet sich vor den kreischenden Kindern regelmäßig in die Speisekammer. Samantha (Kim Cattrall) kann ihr ausschweifendes Sexleben in der beginnenden Menopause nur noch mit Hormonpillen aufrecht erhalten.

Da kommt die Einladung eines Scheichs nach Abu Dhabi gerade recht. „Ich will irgendwohin, wo es reich ist", ruft Samantha aus, aber das Bad im Luxus wird durch die patriarchalen Sitten des arabischen Gastgeberlandes getrübt. Mit dem Trip nach Nahost tritt der Film die Flucht nach vorne an. Die vier Damen, die als Mittdreißigerinnen zur Begeisterung einer internationalen Fangemeinde ein äußerst abwechslungsreiches Liebesleben führten, sind seit dem Ende der Serie im Hafen stabiler Zweier-Beziehungen angekommen – und das ist nicht das richtige Material für „Sex and the City".

So entfacht Regisseur Michael Patrick King kleine Krisen, wird ein Kuss mit dem Ex-Lover zum Ehebruch hochstilisiert. Mit dem Ausflug nach Abu Dhabi kann sich der Film dann auf seine Essenz konzentrieren: die unkaputtbare Frauenfreundschaft. Die Konstellation der vier selbstbewussten Weibsbilder ist nach sechs Staffeln, 94 Folgen und einem Kinofilm immer noch tragfähig. Nur sollten die Beobachtungsabstände vergrößert werden. Auf das kollektive Klimakterium in sieben Jahren darf man schon mal gespannt sein.

Martin Schwickert

Kino: Cadillac, Forum, Gabriel, Leopold, Mathäser, CinemaxX, Royal, Solln, Tivoli, Cinema und Museum Lichtspiele in OV, R & B: Michael Patrick King (USA, 145 Min.)

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