Wo Richard Wagner seinen „Ring des Nibelungen“ erwanderte
Ein neues Buch widmet sich Richard Wagner als Bergsteiger. Die Autorinnen Eva Rieger und Hiltrud Schroeder sind dem Komponisten in der Schweiz hinterhergewandert.
Am liebsten komponierte er in seidenen Schlafröcken, mit dem samtenen Barett auf dem Haupt. Tausende von Gulden gab der Meister für Polster, Schlummerkissen und Rosengirlanden aus. Richard Wagner liebte den Luxus und die Häuslichkeit. Aber das Musikgenie hatte auch eine andere Seite: Die in parfümierter Luft ausgearbeiteten Einfälle hatte er an der frischen Luft.
In seinem Schweizer Exil war Wagner auch ein begeisterter Wanderer. Er bestieg neben dem Säntis (Foto: dpa) auch das Faulhorn und erreichte für damalige Verhältnisse ohne Seilbahn respektable 2764 m am Sidelhorn im Grimselgebiet. In den Berglandschaften des zu dieser Zeit entstehenden „Rings des Nibelungen“ hinterließen diese Streifzüge ihre Spuren.
Die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger zog neben der Wagner-Literatur alte Baedeker-Bände zu Rat und folgte mit Hiltrud Schroeder den Spuren des Meisters. Der Band „Ein Platz für Götter. Richard Wagners Wanderungen durch die Schweiz“ (Böhlau, 200 S., 24.90 Euro) wiederlegt die beliebte These, dass über den umstrittensten aller Opernkomponisten schon alles gesagt sei, und liefert obendrein ein buntes Panorama der Frühgeschichte des Tourismus vor 150 Jahren.
Robert Braunmüller