Witziges Infotainment: „Übermorgen ist zweifelhaft// 2012“
Chris Kondeks unterhaltsame Zukunfts-Performance "Übermorgen ist zweifelhaft//2012" im Neuen Haus der Kammerspiele
Soviel ist sicher: „2012 wird kommen. Die Frage ist nur, wann.“ Dieses Fazit zieht René Dumont am Ende der Inszenierung „Übermorgen ist zweifelhaft// 2012“ im Neuen Haus der Kammerspiele. Der Videokünstler Chris Kondek und die Dramaturgin Christiane Kühl fragen nach der Zukunft und zeigen die teils unheimlichen Perspektiven als witziges Infotainment. Großer Applaus.
2012 gilt vielen als magisches Jahr großer Umwälzungen: Da endet ein Schöpfungszyklus des Maya-Kalenders. Die Nasa prophezeit schwere Sonnenstürme, und manche Wissenschaftler sehen die Weltherrschaft der Roboter kommen, wenn diese erst einmal Bewusstsein entwickeln. Weshalb sich Kevin Warwick möglichst viel Maschinenintelligenz in seinen Körper implantieren lässt, um nicht als Subspezies zu enden.
Das und vieles mehr erfährt der Zuschauer aus Interviews mit manchmal reichlich skurrilen Zukunftsforschern und Spielszenen, in denen Lena Lauzemis, René Dumont und Walter Hess die Thesen weiterspinnen oder ironisch kommentieren. Sonja Füstis Bühne ist halb Labor, halb TV-Studio. Kameras mischen Live-Bilder mit vorgefertigten, Lena Lauzemis zeigt an ihrem Technik-Tisch auch das Herstellen der Effekte: Sie hantiert mit blutigem Gelee, das dann per Video aus dem Kopf des gehirnoperierten Walter Hess quillt.
Kondek und Kühl vermitteln die Informationen spielerisch: Ein Kohlkopf demonstriert die Drehung der Erdachse. Die Schauspieler geben mit Witz und Humor Pro und Kontra, karikieren auch mal eine Maschinenmenschenfamilie beim Kaffeetrinken. Ein amüsanter und anregender Abend, nicht ohne leichten Frankenstein-Grusel. Wenn Roboter Eddie Descartes entdeckt („Ich existiere, weil ich denke“), darf man dann noch den Stecker ziehen oder ist das Mord?
Gabriella Lorenz
Kammerspiele, Neues Haus, 6., 10., 13., 21., 27. März, 1. April, 20 Uhr, Tel. 233 966 00
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