Witziger Schnellkurs in afrikanischem Tanz
Mit ihrem ziemlich irrwitzigen „Running Sushi“ hatte die österreichische Kompanie Liquid Loft beim Start der diesjährigen Tanzwerkstatt Europa die Messlatte hoch gelegt.
Nach den ersten vier Abenden des Tanzfestivals in München zeichnet sich ein durchwachsenes Bild ab: Witzige Aufklärung in puncto Tanz aus Afrika, bemühte Kunstanstrengung der Französin Alix Eynaudi, und Einblicke, „Insights“, in entstehende Arbeiten der Choreografen und Workshop-Dozenten Stefan Dreher, Goran Bogdanovski und Katja Wachter.
Denn die Tanzwerkstatt Europa, die schon zum 19. Mal in München stattfindet, will ja gar kein Festival sein, sondern eben Werkstatt, in der die Workshops für Tanzprofis und interessierte Laien mit internationalen Dozenten ebenso wichtig sind wie die eingeladenen Gastspiele. Da holt Veranstalter Walter Heun aber doch immer Spannendes – diesmal auch Gäste aus Afrika. Die Theaterregisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut Klaßen wollten eigentlich „Othello, c’est qui“ zeigen, Reflexionen über den Mohr von Venedig aus der Sicht afrikanischer Tänzer. Wegen einer Verletzung musste das ausfallen, statt dessen zeigte Gotta Depri von der Elfenbeinküste mit „Logobi 01“ einen komischen, rasanten Schnellkurs durch afrikanische Tanzstile, ihre Bedeutung und ihre Vermarktung im Westen. Depri weiß, wovon er spricht und tanzt: Er war Darsteller bei André Hellers Show „Afrika! Afrika“. Der weiße Schauspieler Hauke Heumann als Übersetzer und Bühnenpendant ließ Depris umwerfende Präsenz richtig zur Geltung kommen.
Viel Kunstwillen investierte Alix Eynaudi – sie war sechs Jahre Mitglied bei der Kompanie Rosas – in ihre erste Soloperformance „Supernaturel“. Doch das gleichberechtigte Nebeneinander von leerem Raum, Lichteffekten, überflüssig raunenden Texten und ihrem Tanz ergab kein Ganzes, obwohl die tänzerische Kraft und Konzentration überzeugten. Immerhin: Die Sperrrigkeit war beabsichtigt. Bei den „Insights“ zeigten Workshop–Dozenten Ausschnitte aus Projekten, an denen sie arbeiten. Stefan Dreher reicherte seine Rückwärts- auf allen-Vieren-Bewegungen mit einer großen Kaugummiblase an, die am Ende effektvoll zerplatzte. Der Slowene Goran Bogdanovski zeigte mit Witz einen ungelenk-chaplinesk durchs Leben stolpernden jungen Mann. Und Katja Wachter blieb in ihrer Annäherung an Virginia Woolf, Sylvia Plath und Sarah Kane ein wenig verquält: Kein Wunder, alle drei Dichterinnen wählten wegen schwerer Depressionen den Freitod. Gabriella Lorenz
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