Wird der weiße Kubus zu technokratisch?

Ein CSU-Antrag löst einen Streit um die Ausrichtung des geplanten NS-Doku-Zentrums aus
von  Abendzeitung

Ein CSU-Antrag löst einen Streit um die Ausrichtung des geplanten NS-Doku-Zentrums aus

Das auf dem Grundstück des ehemaligen „Braunen Hauses“ an der Brienner Straße geplante NS-Dokumentationszentrum gewinnt allmählich auch in Bezug auf sein künftiges Innenleben Kontur – und hat mit den Plänen auch einen ersten größeren Richtungsstreit.

Die nach jahrelangen Vorüberlegungen für knapp 30 Millionen Euro Projektkosten konzipierte zentrale Dokumentationsstelle für Münchens NS-Vergangenheit soll bis 2014 in Form eines weißen Kubus’ entstehen und laut Stadt „ein offener und lebendiger Ort des Lernens, der Information, der Erinnerung und der kritischen Auseinandersetzung sein“. Der Kulturausschuss hat nun die sogenannten Eckpunkte des Betriebskonzeptes – mit denen die Aufteilung der Räume und die Grundzüge der inhaltlichen Nutzung festgelegt werden – einstimmig beschlossen.

Multimedial und kühl

Besucher werden bei einem typischen Rundgang vom Foyer aus ins vierte Obergeschoss fahren und können von dort in die Dauerausstellung gehen, die über drei Ebenen nach unten führt. Die Untergeschosse werden das „multimediale Herzstück“ des Zentrums genannt. In diesem „Learning Center“ wird es eine große Präsenzbibliothek, eine Mediathek, einen Lese- und Multimediabereich, Seminarräume sowie einen Veranstaltungssaal für 200 Personen geben.

Begleitet wurde der Beschluss allerdings von einer durch die CSU angestoßenen Debatte, ob das Zentrum nicht zu „kühl“, „technokratisch“, gar „von linker 68er-Ideologie bestimmt“ wird. CSU-Stadtrat Marian Offman warnte in einem Interview davor, dass die Stadt hier ein eigenen Forschungsinstitut schaffe, das bildungsferne Schichten zu wenig ansprechen werde. OB Christian Ude und die rot-grüne Rathausmehrheit wiesen den entsprechenden Zusatzantrag der CSU in scharfer Form zurück: Emotionalität dürfe nicht das Ziel sein.

Zur AZ sagte Offman, die CSU wolle das Zentrum nicht torpedieren, aber sehr wohl auf dessen inhaltliche Ausrichtung achten: „Am Ende entscheidet beim Besucher der empathische Eindruck.“ Er könne feststellen, dass die Stadt auf die CSU-Kritik zu reagieren beginne. Dass er aber in der Sitzung so hart zurückgewiesen worden war, sei ihm unverständlich: „Das war ein Angriff auf die öffentliche Beteiligung an dem Projekt.“

Michael Grill

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